10 Jahre Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Ein kurzer Rückblick auf unsere Aktivitäten

Am Anfang stand ein Gedanke: „Warum im stillen Kämmerlein die Geschichte studieren, wenn es in Gesellschaft mehr Spaß macht und die Forschungen deutlich schneller voran kommen?“ So fand sich im Jahr 2004 erstmals der Freundeskreis Heimatgeschichte zu­sam­men, der sich der schwierigen Unter­nehmung widmete, die Ortsgeschichte Großfahners und der Umgebung zu erforschen und schriftlich fest­zuhalten. Aus diesem stetig wachsenden Freun­des­kreis ging im Herbst 2005 schließlich der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. hervor, mit einer Satzung, einem gewählten Vorstand und der Eintragung in das Ver­einsregister, was vieles leichter machte. Im Lauf der letzten zehn Jahre wurden 34 Mitglieder für den Verein gewonnen, die sich intensiv für den Ort Großfahner, seine Geschichte, das Brauch­tum unserer Region sowie für Kunst- und Kulturhistorisches inte­ressieren.

Wir wollten als Verein aber nicht nur forschen, erkunden und Geschichte schriftlich fest­hal­ten, sondern auch welche machen. So kam es, dass wir bereits im Jahr 2006 ein für unsere Hei­mat bedeut­sames Ereignis unterstützen konnten. Das „BIWAK anno 1806“ auf der Mühle in Kleinfahner war der Erinnerung an den Durchzug napoleonischer Truppen gewidmet, die 200 Jahre zuvor Leid und Elend über die Bevölkerung brachten und hohen materiellen Scha­den an den ersten Pflanzungen des durch Pfarrer Sickler begründeten Obstbaues an­rich­te­ten.

Die Aktivitäten des Vereins für Heimatgeschichte Großfahner e.V. wurden in den folgenden Jahren vielfältig weiterentwickelt. Immer ging und geht es um die Vermittlung von historisch Be­deut­samem, Wissenswertem und auch Kuriosem über Land und Leute. Besondere Höhepunkte der zehnjährigen Vereinsarbeit waren unter anderem drei Handwerksfeste in der Pension „Zum Alten Hauptmann“, die mit verschiedenen Themen, unter anderem zur Mode des vergangenen Jahrhunderts, alte Hand­werks­tech­ni­ken neu aufleben ließen. Neben der Vorführung konnten sich die Besucher an einigen Stän­den auch einmal selbst ausprobieren. Außer der Vermittlung historischen Wissens standen bei diesen Festen immer auch Spaß und Unterhaltung im Mittelpunkt. Es wurde gesungen, musi­ziert und getanzt – auch die Trachtentanzgruppe aus Dachwig trat zu den Hand­werks­festen zweimal auf.

Als im Jahr 2011 unser Heimatort den 1225. Jahrestag seiner urkundlichen Erster­wähnung feierte, beteiligten wir uns an verschiedenen Aktivitäten. Als eigenen Pro­gramm­punkt zur Fest­veranstaltung im Schloss-Gasthof brachten wir ein lustiges Laienspiel auf die Bühne, welches humorvolle Anekdoten aus dem Leben der großfahnerschen Bevölkerung ver­gan­gen­er Zeiten zeigte. Sicher ist vielen noch der „Tiger von der Eschenberger Flur“ oder Otto Bim in guter Erinnerung.

Im Jahr 2013 wurden drei Gebäude des Ortes Ziel der ersten Historischen Führung. Viele Ein­wohner und Gäste nahmen an dieser Veranstaltung teil und tauchten am Ort des Geschehens in die groß­fahnersche Geschichte ein. Der Weg führte dabei von der alten Schule zur Kirche und später zum Gelände des ehemaligen Schlosses der Familie von Seebach. Die Geschichte der Gebäude und viele Informationen aus vergangenen Zeiten wurden realitätsnah dar­ge­stellt. In der Schule plagte sich das arme Dorfschulmeisterlein mit den Gören, die Kirche war selbst in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges nicht vor der Pest und marodierenden Banden sicher und am Schloss berichtete die Dienerschaft über so manche, auch tragische Be­ge­ben­heit aus vergangenen Tagen. Einen besinnlichen Abschluss der Historischen Führung bil­dete das „Lied vom Schloss-Stein“, geschrieben und vorgetragen von Sibyll Plappert.

Sehr viel ernster ging es dagegen im Jahr 2014 zu, denn 100 Jahre 1. Weltkrieg verlangten die Aufarbeitung der Geschehnisse auch in unserem Heimatort. 100 Jahre zuvor waren Millio­nen junge Männer in einen Krieg gezogen, der für Unzählige mit dem Tod in der Frem­de endete und bis heute eine gesamt­gesellschaftliche Narbe hinterlassen hat. Allein aus Groß­fahner fielen 31 Väter, Söhne und Brüder. Zwei junge Freunde aus dieser Zeit, Oswin Schuchardt und Willibald Fleischmann, wurden zu Protagonisten in einem ergreifenden Theaterstück mit dem Titel „Schatten & Licht – Die Geschichte von zwei jungen Soldaten aus Großfahner im 1. Weltkrieg“, welches der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. als Schattenspiel im Schloss-Gasthof aufführte und das von vielen Besuchern gesehen wurde. Parallel dazu informierte eine über drei Monate laufende Ausstellung in der Pension „Zum alten Hauptmann“ über die Kriegszeit vom Sommer 1914 bis einschließlich 1919 und die Jahre danach. Die Ausstellung beschäftigte sich mit den Ereignissen in Großfahner und dem Kriegs­geschehen an den fernen Fronten, an dem mehr als 130 Männer aus dem Dorf be­teiligt waren.

Neben diesen großen Festen, Ausstellungen und Aufführungen gab es eine Menge kleinerer Aktivitäten, an denen wir uns direkt oder indirekt beteiligten. Namentlich genannt seien hier die Freilegung der Treppe zum ehemaligen Obergarten auf dem Gelände des heutigen Kindergartens und die Unterstützung zum 50. Geburtstag der Oswin-Schuchardt-Kinder­tages­stätte. In unseren Nachbarorten unterstützten wir die ansässigen Vereine, so zum Bei­spiel beim Feuerwehrfest in Kleinfahner oder beim Landestrachtenfest 2010 in Dachwig. 2013 waren wir zum ersten Mal am Umzug zum „Gothardus-Fest“ in Gotha beteiligt. Auch die Feierstunde zur Erinnerung an die Glockenweihe im Jahre 1925 und die Gründung des Sänger-Chores zu Großfahner 1865 wurde durch eine kleine Ausstellung im Seitenschiff der Kirche und Beiträge aktiv mit­gestaltet. In diesem Zusammenhang konnten wir die im Jahre 2010 mit Unterstützung der Re­gional­stiftung der Kreissparkasse Gotha aufwändig konservierte Originalfahne des Sänger-Chores der interessierten Öffentlichkeit präsentieren.

In den zurückliegenden zehn Jahren haben wir zahlreiche Vereinsexkursionen für die Mitglieder, aber auch für interessierte Gäste durchgeführt. Sie führten uns unter anderem zu historischen Stätten im Jonastal, zur Kanonenbahn in Lengenfeld unterm Stein, nach Erfurt in die Alte Synagoge oder nach Hohenfelden in das sehenswerte Thüringer Freilichtmuseum.

Nicht zu vergessen ist neben all den Aktivitäten unser Internetauftritt, der 2014 zu diesem Blog umgestaltet wurde und immer einen Besuch wert ist. Hier finden Sie aktuelle Berichte und interessante Artikel zu historischen Begebenheiten. Schauen Sie immer mal rein!

Zehn Jahre Vereinsarbeit sind eine kurze Zeit im Vergleich zur Lebenslinie unseres Heimat­ortes. Um die Vereinsarbeit weiter zu vertiefen und uns zukünftig mit anderen Heimat­ver­ein­en auszutauschen, haben wir uns im vergangenen Jahr entschlossen, dem Dachverband der Thüringer Heimat- und Trachtenvereine beizutreten. Im November 2015 wurden wir feierlich in den Thüringer Landestrachtenverband e.V. aufgenommen. Dieser Verband zählt mit über 4500 Mitgliedern zu einem der größten Verbände Thüringens. Er widmet sich, ebenso wie wir, der Pflege der Heimat­ge­schich­te, Mundart, Volkstanz und dem regionalen Brauchtum. In ein­er starken Gemeinschaft geht eben doch vieles leichter von der Hand! Wir freuen uns daher sehr auf unser neues regionalgeschichtliches Forschungsprojekt, welches wir in Zusammenarbeit mit dem Verband durchführen wollen und in Kürze hier bekanntgeben werden.

Wir bleiben auch weiterhin an der Geschichte dran. Bleiben Sie uns treu!

Für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Arndt Schmidt