Archiv des Autors: heimatverein

Denkmal-Patenschaft

Wer in den vergangenen Tagen aufmerksam durch Großfahner spazierte, merkte, dass sich am Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege etwas verändert hat. Dreizehn Ehrenamtliche aus dem Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. beräumten am 28. Oktober 2017 die zugewachsene Grünfläche um den Muschelkalk-Obelisken und pflanzten sie mit gespendeten Blumen neu an. Das Denkmal selbst und die Umfassung wurden in mühevoller Arbeit von Moos und Flechten befreit und gesäubert. Rechtzeitig zum Volkstrauertag am 18. November erhielt das Denkmal somit wieder ein würdiges Äußeres, um an die Gefallenen und Vermissten aus Großfahner angemessen zu erinnern. Der Verein hat über diese Maßnahme hinaus die Patenschaft für das Denkmal übernommen und unterstützt die Gemeinde zukünftig bei der Pflege desselben. Wir werden im Frühjahr und Herbst regelmäßig anstehende Pflegearbeiten durchführen und ein Auge auf diese wichtige Stätte der Erinnerung und des Gedenkens haben.

An dieser Stelle danken wir den Spendern der Pflanzen, der ehrenamtlichen Kuchenbäckerin und für den Kaffee, der uns nach getaner Arbeit von einem Anwohner gereicht wurde.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Nach der Beräumung und Auflockerung der Grünfläche wird neu angepflanzt.

Nach der Beräumung und Auflockerung der Grünfläche wird neu angepflanzt.

Das Denkmal in frischem, dem Gedenkort würdigen Gewand. Weitere Pflanzen werden im Frühjahr 2018 gesetzt.

Das Denkmal in frischem, dem Gedenkort würdigen Gewand. Weitere Pflanzen werden im Frühjahr 2018 gesetzt.

Theater: Die Gloriosa läutete in Großfahner

Die Gloriosa, die größte Glocke des Erfurter Domes, läutete in Großfahner – laut und ergreifend. Anette Seibt führte am 2. September 2017 im Hof der Pension „Zum alten Hauptmann“ ein Theaterstück auf, das viele Wendungen, komische Situationen und feine Überraschungen bereit hielt – eine überaus gelungene Mischung aus Geschichte, Lokalkolorit und toller Theater­spiel­kunst.

Der Glockengießer-Zunftmeister Ziegler aus Erfurt war unzufrieden. Der Auftrag zum Guss einer neuen Glocke für den Erfurter Dom wurde an einen Niederländer vergeben. Seine Tochter Marie, ein neugieriges und aufgewecktes Mädchen, wusste mehr über das Glockengießen als die Gesellen des niederländischen Glockengießers und wollte von Meister van Wou noch viel lernen. Der Glocken­gießer­meister sollte die größte Glocke gießen, die er je gefertigt hat. Die Zweifel und Sorgen ließen ihn nicht schlafen. Wird der Guss gelingen, ihm Ehre bringen oder Spott? Die beiden Nachbarinnen, Martha und Liesbeth, würzten das Stück mit dem neuesten Klatsch und Tratsch aus der Stadt, in feinstem erfurtschen Dialekt versteht sich. Und der Dompropst? Der vertraute in allem auf Gott.“

Ein turbulentes „Einpersonenstück“ das überzeugte, faszinierte und sehr viel Spaß machte. Zum Schluss erklang, mit mächtiger Stimme, die Gloriosa in Großfahner. Wer bis dahin nicht ergriffen war, dem richteten sich spätestens jetzt die Härchen auf den Armen auf.

Wider Erwarten war das Interesse am Theaterstück bei den Fahnerschen eher gering. Wer’s verpasst hat – Pech gehabt! Eine Wiederholung wird’s nicht geben. Der weitgereisteste Zuschauer kam, nur mal so am Rande, aus dem Oderbruch.

Roland Pleiß

Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Buch-Neuerscheinung: „Zwischen Wellen und Wolken“

„Sie trotzten den Gewalten des Meeres, dem hohen Seegang im Atlantik und den Stürmen im Eismeer. Sie hievten manchmal 24 Stunden ohne Schlaf die prall gefüllten Netze auf Deck und schlachteten Tag und Nacht Fische. Sie schmuggelten Schnaps in Kanada und Zigaretten in England, hingen bei der ersten Reise seekrank über der Reling und versoffen im Rostocker „Haus der Hochseefischer“ die halbe Heuer. Sie brieten fliegende Fische, wurden am Äquator von Neptun getauft und nach einem 100-Tage-Törn von Freundin und Familie sehnsüchtig zu Hause erwartet. Alle Abenteuer, die man als Seemann oder Seefrau zwischen Wellen und Wolken erlebt, kennen sie.

Doch noch nie haben die meisten von ihnen über diese Abenteuer, die harte Arbeit, die Sehnsüchte, über ihr Leben als Hochseefischer geschrieben. In diesem Buch tun sie es zum ersten Mal.“ (*)


Der 1. Thüringer Hochseefischer Stammtisch n.e.V. gibt seit 2. Dezember 2017 sein neues Buch „Zwischen Wellen und Wolken – Hochseefischer erzählen Abenteuer aus ihrer Fahrenszeit“ heraus. Da wir mit dem Hochseefischer-Stammtisch eng zusammenarbeiten und zwei unserer Vereinsmitglieder Mitautoren des Buches sind, freuen wir uns sehr, Ihnen diesen Titel empfehlen zu dürfen.

Das 310 Seiten und über 50 historische Abbildungen umfassende Buch (ISBN 978-3-00-057631-7) kostet 10 Euro zzgl. Verandkosten und ist beim Friedrich-Bödecker-Kreis für Thüringen e.V. erhältlich unter der Email-Adresse:

fbk@fbk-th.de

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

P.S.: Bestellungen bitte direkt an den Verlag senden, NICHT an die Email-Adresse des Vereins. Vielen Dank!

(*) Text leicht verändert.

Einladung zum Heimatabend

 … mit dem Vortrag:

„Einstein für Quanten-Dilettanten – Ein vergnüglicher Chrashkurs in Sachen Naturwissenschaften“

In meinem Vortrag „Einstein für Quanten-Dilettanten“ möchte ich Ihnen Unbekanntes, Verwunderliches, Anstrengendes, Überflüssiges, Wissenschaftliches, Erfinderisches und Interessantes vorstellen – immer mit einem kleinen Augenzwinkern.

Es werden Fragen beantwortet wie:

Wer hat die größte Stinkbombe? Wer sticht eigentlich Mücken? Warum kreisen Fliegen immer nur um die Deckenlampe? Wie rein ist das Reinheitsgebot? Können Steine wandern? Wie fängt eine Schnecke einen Fisch? Was ist ein Omniprozessor? Wie lang läuft eine Kaminuhr ohne aufgezogen zu werden? Warum sind Perlen rund?

Sind sie jetzt neugierig geworden? Natürlich verteilen wir auch Kopfnüsse! Wir freuen uns auf ihren Besuch zu einem vergnüglichen Vortrag.

Roland Pleiß


Wann: 20. Oktober 2017, 19:30 Uhr

Wo: Vereinsraum im Mehrzweckgebäude „Alter Konsum“, Mittelgasse 111, 99100 Großfahner.


Kirmes-Plakette aus dem Jahr 1949

Diese alte Plakette erhielt der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. kürzlich von einem brandenburgischen Sammler. Sie besteht aus einseitig rot kaschierter Pappe mit anhängender Sicherheitsnadel. Der schwarze, standardisierte Aufdruck zeigt ein Tanzpaar und die Aufschrift Kirmes Groß-Fahner 1949. Damit ist die gut erhaltene Plakette, die gleichzeitig als Wieder-Eintrittskarte fungierte, nahezu 70 Jahre alt. Derartige Ab­zeichen sind recht selten, da das Material, anders als Metall, nicht besonders beständig ist. Wir freuen uns daher umso mehr, sie nun in unseren Sammlungsbestand auf­zu­neh­men und Ihnen heute vorstellen zu können.


Sie besitzen ein Original, welches die Geschichte des Dorfes belegt und sind überzeugt, dass es in unserer Sammlung gut aufgehoben ist? Oder Sie möchten es uns gern für eine Objektdokumentation (Digitalscan, Foto, Beschreibung) und unsere Geschichtsarbeit kurzzeitig leihen? Kein Problem! Wir freuen uns über ihre Mitteilung unter heimat-grossfahner@web.de.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Tervetuloa Suomeen – 54. EUROPEADE in Turku, Finnland

Am Morgen des 26. Juli 2017 machten wir uns auf den weiten Weg in die südfinnische Stadt Turku, um an der 54. EUROPEADE, dem größten und buntesten Folklore-Festival Europas, teilzunehmen. Jedes Jahr ist eine andere europäische Stadt Gastgeber; in diesem Jahr fand die EUROPEADE das erste Mal auf finnischem Boden statt und bereicherte die Feierlichkeiten rund um das 100. Jubiläumsjahr der Unabhängigkeit von Russland außerordentlich.

Die vom Reisebüro „Sonnenklar“ Gotha akribisch vorbereitete Bürgerfahrt führte uns am Mittwoch­morgen von Gotha nach Frankfurt am Main, von wo der Flug nach Helsinki startete. Die Weiterfahrt mit dem Bus nach Turku zeigte bereits, dass die Uhren in Finnland anders gehen und dort gerade erst der Frühsommer Einzug gehalten hatte. Der Raps, der bei uns schon erntereif war, stand in Finnland gerade in der Blüte und die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Ein perfektes Willkommen!

Turku ist die ehemalige Hauptstadt Finnlands und demzufolge wirtschaftlich und kulturell sehr bunt. Drei Universitäten und mehrere Fachhochschulen sorgen für internationales Flair und viele junge Menschen aus der ganzen Welt wählen die Stadt als Studienziel.

Unsere Unterkunft lag mitten im Stadtzentrum, so dass wir nur kurze Wege zu den vielen Bühnen und Veranstaltungsorten der EUROPEADE hatten, aber auch zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Also – raus aus dem Hotel und hinein ins bunte Treiben!

Erstes Ziel war das Freilichtmuseum Luostarinmäki, das einzige einheitliche Holzhausviertel in Turku, welches den großen Stadtbrand von 1827 unbeschadet überstanden hat. Die über 200 Jahre alten Holzhäuser befinden sich im Originalzustand und beherbergen heute altes Handwerk, Schauräume über das Leben der früheren Bewohner und kleine Kunstgewerbeläden.

Im Hafen von Turku, der sich den Aura-Fluss hinauf zieht, bot sich die Möglichkeit, historische Schiffe zu besichtigen. So beispielsweise den Großsegler „Suomen Joutsen“, der für die große Hafenbühne die Hintergrundkulisse bildete. Ebenso sehenswert ist das Forum Marinum, das schönste Marinemuseum Finnlands, dessen Ausstellung erst im vergangenen Jahr neu eröffnet wurde und einen tiefen Einblick in die Seefahrtgeschichte des Ostseeanrainers Finnland durch persönliche Geschichten von Seefahrern und Fischern und tolle Exponate gibt.

Ein Glanzpunkt jeder EUROPEADE ist die Eröffnungsveranstaltung. Sie fand am Donnerstagabend im Gatorade-Center statt. Auftakt ist immer die feierliche Übergabe der EUROPEADE-Fahne. Namur, der Austragungsort 2016 in Belgien, übergab den diesjährigen Gastgebern in Turku das Symbol für Frieden, Freundschaft und Vielfalt in Europa. Anschließend boten zahlreiche Folklore-Gruppen aus ganz Europa Tanzdarbietungen aus ihren Heimatregionen in traditionellen Trachten und verzauberten die Zuschauer mit ihren bunten Beiträgen, begleitet von landestypischer Livemusik. Zwischen den Tänzen spielte das nunmehr schon zu einer festen Größe der EUROPEADE gewordene Fanfaren- und Showorchester aus unserer Kreisstadt Gotha auf. Tanz auf Stelzen, irische Stepptanz-Kunst, Hochradeinlagen und eine Polka mit mehr als 300 (!) Tänzerinnen und Tänzern waren genauso vertreten wie deutsche, portugiesische oder polnische Volkstänze. Die Finnen selbst und ihre Nachbarn aus Schweden und Estland haben wahre Wunder aufs Parkett gebracht und boten ein unvergessliches Tanz-Schauspiel. Man staunt wirklich nicht schlecht, wenn ein Tanz mit mehreren hundert Teilnehmern reibungslos funktioniert und man selbst mit den eigenen Füßen so seine Probleme hat…

Der Freitag stand zur freien Verfügung und wurde ausgiebig genutzt, die Stadt zu erkunden und den Tänzen auf den vielen Bühnen der Stadt zuzusehen. Fehlen durfte auch nicht der Besuch der Markthalle, finnisch “Kauppahalli“, wo wir finnische Spezialitäten wie Zimtschnecken mit Kardamom, Piroggen mit Rentierfleisch und natürlich Ostseefisch probierten. Gestärkt konnten wir danach das historische Schloss im Hafen, das Apothekermuseum und das historische Café „Qwensel“ besuchen. Wer wollte, konnte an diesem Tag auch einen Ausflug in die nahegelegene Stadt Naantali machen, der mit dem historischen Dampfschiff „Ukkopekka“ im Hafen von Turku startete und eine Fahrt durch das Schärenmeer mit seinen ungezählten Inseln bot.

Lange Fußmärsche machen durstig, so dass eine Strandbar am Aura-Fluss genau das richtige war, um zu entspannen und das Treiben ringsum auf sich wirken zu lassen. Jedoch ist der Konsum von Getränken, vor allem von Bier, sehr teuer, da in Skandinavien dafür hohe Steuern gezahlt werden müssen. Die einheimischen Sorten „Aura“ oder „Karjala“ zu probieren gehörte aber doch zu einem Muss, wenn man sagen wollte, man sei wirklich da gewesen. Geschmeckt hat´s jedenfalls!

Der EUROPEADE-Samstag ist traditionell der Tag mit den meisten Aktivitäten. Schon am frühen Nachmittag versammelten sich die rund 6.500 Teilnehmer am Dom, um dann in einem farbenprächtigen Umzug eine zwei Kilometer lange Parade entlang der Aura zu zeigen. Tanz und Musik, aufwändige Trachten aus aller Herren Länder und die Mitwirkenden aus ganz Europa haben bei schönstem Sommerwetter für einen unvergesslichen Eindruck bei den Einwohnern von Turku und den Gästen der Stadt gesorgt. Am Abend fand an der Hafenbühne der Weltrekord-Versuch im Humppa-Tanz statt, der mit 20.181 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein voller Erfolg wurde. Gekrönt wurde der Samstag mit dem EUROPEADE-Ball auf dem Varvintori-Platz, bei dem nicht nur die EUROPEADE-Teilnehmer tanzten, sondern auch die Gäste zum Mittanzen bewegt wurden (selbst die, die nicht tanzen konnten – hier blieb keiner „unbewegt“).

Leider ist auch die schönste EUROPEADE mal zu Ende. Der Sonntag war für die Heimreise reserviert. Bevor es wieder zurück nach Gotha ging, statteten wir der Hauptstadt Finnlands ein Kurzbesuch ab. Finnland selbst ist eine eigene Reise wert und Helsinki eine weitere ̶ wir hatten nur drei Stunden Zeit, uns während einer Stadtrundfahrt einen nachhaltigen Eindruck von dieser Stadt zu machen. Wir besuchten den Dom, den Westhafen und das Denkmal für Finnlands berühmten Komponisten Jean Sibelius.

Ein Sprichwort sagt: „Wer nach Finnland reist, braucht zwei Koffer. Einen voller Vokale (es gibt seeehr viele davon in finnischen Wörtern) und einen voller Taschentücher, wenn man wieder abreist.“ Es muss was dran sein.

Die Finnland-Fahrer des Vereins für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Geologie am Wegesrand – Die Feuerstein-Linie

Es ist kaum bekannt, dass die Kirschendörfer am Nordrand der Fahnerschen Höhen eine geologische Besonderheit zu bieten haben, die einen regelrechten „Strich in der Landschaft“ darstellt – die sogenannte Feuerstein-Linie.

Maximale Ausdehnung des pleistozänen, fennoskandischen Inlandeises. Blau: Elster-Eiszeit, Gelb: Saale-Eiszeit, Rot: Wecihsel-Eiszeit. Abbildungsquelle: wikipedia. Erstellt von Botaurus stellaris.

Maximale Ausdehnung des pleistozänen, fennoskandischen Inlandeises. Blau: Elster-Eiszeit, Gelb: Saale-Eiszeit, Rot: Weichsel-Eiszeit. Abbildungsquelle: wikipedia. Erstellt von Botaurus stellaris.

Doch was ist das überhaupt, die Feuerstein-Linie? Im Urlaub an der Ostsee sind die schwarz-weißen, harten Feuersteine, eigentlich Flintsteine, allgegenwärtig und stellen ein beliebtes Urlaubsmitbringsel dar, besonders, wenn es sich um einen Hühnergott, einen Feuerstein mit Loch handelt. Noch sehr viel markanter sind indes die großen Findlinge, die am Strand oder auf den Feldern liegen, so tun, als ob sie schon immer dort lägen und Landwirte manchmal zum Verzweifeln bringen, wenn sie die schweren Maschinen beschädigen. Feuersteine und Findlinge gibt es aber auch bei uns in Thüringen, nur sind sie hier nicht so zahlreich und auffällig wie im Norden Deutschlands und sehr viel kleiner. Unser Bundesland ist quasi zweigeteilt: Im nördlichen Teil gibt es sie, im südlichen nicht.

Wie kommt das?

Des Rätsels Lösung liegt in der ältesten, der sogenannten Elster-Eiszeit verborgen, deren Eismassen den Vorstoß bis an den Nordrand der Fahnerschen Höhen schafften und große Mengen Gesteinsmaterial aus dem Norden mit sich führten. Als das Elster-Eis schmolz, blieben die Findlinge und Feuersteine im Geschiebemergel zurück und markieren seither den südlichsten Eisvorstoß des skandinavischen Inlandeises, dem zu DDR-Zeiten sogar Denksteine an verschiedenen Orten in Sachsen und Thüringen gewidmet wurden. Nun kann der Leser fragen: Ja wo sind dann Grund- und Endmoräne, die Sander und Urstromtäler, die Glaziale Serie, über die wir im Erdkundeunterricht gehört haben und die wir auswendig lernen mussten? Weg sind sie! Oder zumindest nicht mehr so deutlich zu erkennen, wie das bei den Eisgrenzen der Saale- und Weichsel-Eiszeit der Fall ist, die sehr viel weiter nördlich liegen. Die Erosion sowie nachfolgende Eiszeiten leisteten in den vergangenen hunderttausenden von Jahren ganze Arbeit und verwischten die einst so markante Feuersteinlinie. Der aufmerksame Betrachter kann sie eigentlich nur finden, wenn er an einem der Denksteine steht oder das Gelände, die Äcker, Wiesen und Felder am besten nach einem Starkregen nach kleinen und kleinsten Feuersteinen absucht, die durchaus zahlreich zu finden sind. Wohlgemerkt nur nördlich der Linie, denn südlich davon finden sich nur Gesteine, die ursprünglich hier vorkommen: Muschelkalk und Keuper-Gesteine. Oder aber man hat das Glück, auf einen der größeren Findlinge zu stoßen, wie vor dem Wohnhaus Lange Gasse Nr. 89, oder auf zusammengetragene Exemplare im Hof der Pension „Zum alten Hauptmann“. Hier liegen Gneis, Granit und andere Geschiebe, die der Besitzer aus der Dachwiger Flur hierher brachte. Einer davon, der rechte Stein, wurde früher als Prellstein an einer Hofeinfahrt verwendet.

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Aus der Dachwiger Flur zusammengetragene Findlinge im Hof der Pension „Zum alten Hauptmann“ in Großfahner, Gartenstraße 9.

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Findling vor dem Wohnhaus Lange Gasse Nr. 89. Maßstab 10 cm.

In der Nachbargemeinde Döllstädt errichtete man sogar das Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege teilweise aus Findlingen. Als Baumaterial dienten sie bei uns aber nur selten, da größere Kaliber nicht so häufig waren und sie sich wegen ihrer glatten, abgerundeten Oberfläche nicht so gut zum Bauen eigneten wie der heimische Muschkalk, Travertin oder Sandstein.

Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges in der Nachbargemeinde Döllstädt.

Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges in der Nachbargemeinde Döllstädt, teilweise aus Findlingen erbaut.

Wenn Sie also das nächste Mal in Feld und Flur unterwegs sind, achten Sie mal auf die kleinen schwarzen Feuersteine mit teilweise erhaltener weißer „Rinde“, die unsere Vorfahren in der Steinzeit so gern zur Herstellung allerlei nützlichen Werkzeugs zum Schneiden, Schaben, Bohren und Jagen verwendeten. Vielleicht entdecken sie ja sogar einen kleinen Findling.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Bunte Farben und Klänge im Gothaer Kulturhaus

Eindrücke von der 1. Thüriade

Im Jahr 2017 begeht der Thüringer Landestrachtenverband sein 20-jähriges Bestehen. Das bietet Anlass zum Feiern, aber auch zum Rückbesinnen auf die Entwicklung der Trachtenlandschaft in Thüringen. Und wer könnte einen solchen Festakt besser gestalten als all diejenigen, die mit Tatkraft und Ideenreichtum in ihren Vereinen die Arbeit der Thüringer Brauchtumspflege vorangetrieben haben?

Inspiriert durch die Idee der Europeade, bei der Teilnehmer aus verschiedensten Orten in Europa ihre regionalen Trachten, Tänze und Musikstücke präsentieren, sollten nun auch Heimat- und Trachtenvereine aus ganz Thüringen ein buntes, bewegtes Festival auf die Bühne des Gothaer Kulturhauses bringen. Am 20. Mai 2017 füllte nun das farbenprächtige Treiben der unterschiedlichsten Trachten den Saal des Kulturhauses. Neben bekannten Tänzen wie dem „Tampet“, dem „Rheinländer“ oder dem „Rühler Springer“, wurden in Kooperation mehrerer Tanzgruppen auch weitere traditionelle Stücke vorgestellt, so etwa ein „Mädchenreigen“ und der eindrucksvolle „Schwerttanz“ der Trachtenmänner. Natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz. So gaben verschiedene Chöre einen Eindruck des oft unbekannten Thüringer Liedguts. Die Wechmarer Mühlenpfeifer begeisterten mit Dudelsackklängen. Fehlen durfte natürlich auch nicht die Präsentation einer Choreografie im Fahnenschwingen und Peitschenknallen. Vervollständigt wurde die Vorstellung der Brauchtumspflege durch humoristische Vorträge in der Mundart mehrerer Orte, die so manchen Zuschauer zum Schmunzeln bringen konnte.

Für besonderes Staunen sorgten die Kinder der Thüringer Trachtenjugend, die durch ihre lebendigen Darbietungen in Tanz, Gesang und auch Mundart einen bemerkenswerten Beitrag zum Gelingen des Programms leisteten.

Einer der Höhepunkte war wohl die Vorstellung der Trachtenpaare, die mit ihren so unterschiedlichen Gewändern die kulturelle Vielfalt unserer Region bestens zum Ausdruck brachten. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch die nagelneue Fahnersche Tracht ihren allerersten Auftritt hatte.

Durch viel Vorbereitungsarbeit im Thüringer Landestrachtenverband sowie von Darbietenden und Trainern der jeweiligen Vereine war es möglich, ein gelungenes Programm auf die Beine zu stellen, das die Arbeit der Vereine, des Verbandes und der einzelnen Akteure gekonnt würdigte. So konnten 200 Trachtenträger in 200 Minuten den Besuchern der Thüriade ein Bild von 20 Jahren Brauchtumspflege vermitteln. Eine 2. Thüriade soll in fünf Jahren stattfinden, bei der dann ein Vierteljahrhundert gefeiert wird.

Jenny Schmidt für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Foto von Jacob Schröter mit freundlicher Genehmigung des Thüringer Landestrachtenverbandes.

Großfahner gestern und heute – No. 1

Ein berühmtes Zitat von Heraklit von Ephesos (* um 520 v. Chr.; † um 460 v. Chr.) lautet da: “Nichts ist so beständig wie der Wandel.”. Dieser Wandel geschieht manchmal rasch, manchmal aber auch sehr langsam und über einen langen Zeitraum, fast unbemerkt und unspektakulär. Nichts verdeutlicht ihn so sehr wie der Vergleich von Fotos, alten und neuen. Wir starten daher eine neue Serie, in der wir historischen Aufnahmen aus dem Ort aktuelle Fotos gegenüberstellen.

Beginnen möchten wir mit einer Aufnahme des Vierseiten-Hofes Lange Gasse 89 um das Jahr 1910, die uns vom Besitzer, Herrn Gunter Weiß, zur Verfügung gestellt wurde. Sie zeigt ein Gebäudeensemble, über welches wir schon im Artikel über denkmalgeschützte Gebäude und Objekte in Großfahner berichteten. Das Kernhaus, der linke Teil in Giebelansicht, stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente früher als katholisches Pfarrhaus. 1905 wurde der rechte Teil als Neubau errichtet. Im Vergleich mit dem aktuellen Foto unten hat sich bis auf das Küchenfenster ganz links und den Giebel sehr wenig verändert. Nur die Hühner und Gänse laufen heute nicht mehr frei auf der Straße herum.

Wohnhaus Lange Gasse 89 um 1910.

Wohnhaus von Familie Göldner, Lange Gasse 89 um 1910.

Das Wohnhaus von Familie Weiss, Lange Gasse 89

Wohnhaus von Familie Weiß, Lange Gasse 89 im Jahr 2016.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.