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POW/MIA im Einsatz an den Fahnerschen Höhen

Wer im Juli und August des Jahres 2016 aufmerksam auf der Bundesstraße 4 zwischen Gräfentonna und Döllstädt fuhr, bemerkte zuweilen einen großen, weißen LKW und weitere Fahrzeuge auf einem abgeernteten Kornfeld etwas abseits der Straße. Brunnenbohrungen? Geothermie? Archäologische Ausgrabungen? Nah dran. Was sich hier über anderthalb Monate abspielte, war die Bergung eines im 2. Weltkrieg abgestürzten amerikanischen Jagdflugzeugs, einer P-51 Mustang und ihres toten Piloten. Die forensische Anthropologin Mary S. Megyesi grub mit einem 25-köpfigen Team aus US-Soldaten in mühevoller Kleinarbeit nach Teilen des Flugzeugs und barg die sterblichen Überreste des Piloten. „Wir versuchen, jeden einzelnen Knochen oder auch nur Knochensplitter zu finden, damit die Gebeine zurück in die USA überführt und dort ordentlich bestattet werden können. Zunächst aber kommen die Knochen in ein DNS-Labor, wo genetische Untersuchungen daran gemacht werden. Wenn wir den Namen des Piloten sicher bestätigen können und noch lebende Angehörige finden, werden ihnen die Knochen dann zur endgültigen Bestattung übergeben.“, so die Grabungsleiterin. „Die Verwandten können dann entscheiden, ob ihr Angehöriger zum Beispiel auf dem Militärfriedhof in Arlington mit allen militärischen Ehren bestattet wird oder er seine letzte Ruhe auf dem Friedhof der Heimatgemeinde findet. In diesem Fall wissen wir noch nicht mit Sicherheit, welcher Pilot hier gestorben ist. Das werden wir aber rausfinden und hoffen, dass wir einen weiteren Vermisstenfall lösen können.“

Until they’re home. / Bis sie wieder zuhause sind.“ – das ist das Moto der Organisation „Defense POW/MIA* Accounting Agency“, für die Mary S. Megyesi mit ihrem Team in die ganze Welt reist, um im Kampf getötete und vermisste US-Militärangehörige zu finden und in die USA zu überführen. Laos, Vietnam, Korea und einige andere Länder gehören zu ihrem Arbeitsgebiet. „Grundsätzlich verschieden sind sie: von den Bodenbedingungen, den Grabungs- und Bergungsbedingungen sowie der Erhaltung der Reste, die wir vorfinden.“ sagt die Anthropologin. Das Vorgehen ist dabei immer das gleiche. „Wir führen etwa zwei bis drei Grabungskampagnen pro Jahr durch. Es gibt mehrere Teams, die parallel arbeiten, aber alle Ergebnisse fließen im Central Identification Laboratory auf Hawaii zusammen und werden hier ausgewertet. Wir arbeiten solange, bis alle Vermissten wieder zuhause sind.“ Und das sind nach Angaben der Organisation sehr viele: 83.000 US-Soldaten werden seit dem 2. Weltkrieg in vielen Teilen der Welt vermisst, die Mehrzahl in Vietnam und Korea und auf dem europäischen Kontinent.

Dass im 2. Weltkrieg in der Nähe Gräfentonnas ein Jagdflieger abgestürzt ist, war lange bekannt und es gibt auch noch Augenzeugen, die von dem Absturz berichten können. Sie wurden nach ihren Beobachtungen befragt. Das Flugzeug soll nach der Bombardierung Merseburgs auf dem Rückflug beschossen worden sein und stürzte hier am 21. November 1944 ab (MACR 10301*). „Einheimische holten den Bordkompass und das Maschinengewehr aus dem Flugzeug.“, berichtet Andreas Fleischmann aus Großfahner, dessen Großvater Willibald Fleischmann zu den Augenzeugen gehört. Dieser fand damals auch einen ledernen Handschuh, in dem noch die abgetrennte Hand des Piloten steckte. Mitgenommen habe er den freilich nicht. Was mit dem Leichnam des Piloten passierte, ist nach mehr als siebzig Jahren nicht mehr zu ermitteln. „Genau orten konnte die Absturzstelle in dem weitläufigen Gebiet ein Hobbyforscher mit einem Metalldetektor bereits im Jahr 2008. Er meldete seinen Fund an die US-Behörden und wir planten dann unseren Einsatz für dieses Jahr.“, so Megyesi. Dass die Grabung und Aufklärungsarbeit erst jetzt, rund 72 Jahre nach dem Absturz stattfinden kann, ist den politischen Umständen nach dem 2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg geschuldet. „Wir kamen bis 1989 an viele Stellen einfach nicht ran“, so die Grabungsleiterin.

Dass die Bergung arkribisch vorbereitet sein will, leuchtet ein, wenn man sieht, mit wie viel Equipment und Arbeitskräften die Amerikaner graben und jeden einzelnen Erdbrocken zerkleinern und durchsieben. „Mehrere Monate Vorbereitungszeit sind keine Seltenheit und wir sind immer auf die Hilfe unserer Kollegen vor Ort und der Landesbehörden sowie das Wohlwollen des Landbesitzers angewiesen.“ Das hatten sie diesmal, denn der zeigte sich der Bergung gegenüber sehr offen, ließ die Soldaten in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und lud sie zum vorläufigen Abschluss ihrer Arbeit in Gräfentonna zum Grillen ein. „Uns geht es bei der Bergung nicht vorrangig um die Trümmer des Flugzeugs, die wir natürlich auch restlos mitnehmen, sondern vielmehr um die sterblichen Überreste und die persönliche Habe des Piloten.“ Seine Armbanduhr wurde zum Beispiel bereits gefunden und auch Teile der Uniform. Indes ist Publikumsverkehr auf der Grabungsstelle nicht erwünscht. Zu groß ist die Sorge um die Überreste und die Angst vor Raubgräbern. Jeder, der sich nähert, wird auf Abstand gehalten. Defacto stellt die Absturzstelle ein Kriegsgrab dar, dass dauerhaften, gesetzlich geregelten Bestandsschutz genießt, solange sich noch menschliche Überreste hier befinden. Graben oder auch nur das Aufsammeln von Objekten sind daher streng verboten und die Stelle wird überwacht.


Dank geht an Mary S. Megyesi (PhD) für das gegebene Interview, Capt. Mike Ellis für zusätzliche Erläuertungen sowie an Staff Sgt. Erik Cardenas für die bereitgestellten Fotos der Grabungskampagne. Wir wünschen dem Team weiterhin viel Erfolg bei seiner Arbeit!


Fotogalerie: Alle Fotos Staff Sgt. Erik Cardenas, Defense POW/MIA Accounting Agency.

* Abkürzungen:

POW/MIA – Prisoner of War / Missing in Action. Kriegsgefangener / Im Kampf vermisster Soldat.

MACR – Missing Air Crew Report. Einsehbar auf www.archives.gov/research/military/ww2/missing-air-crew-reports.html.

Hier gibt es mehr Fotos: www.dvidshub.net/image/2791594/dpaa-conducts-search-and-recovery-efforts-germany

Literatur: Lämmerhirt, R. & Hälbig, E. (2012): Luftkrieg im Raum Eisenach – Gotha – Hainich – Werratal – Thüringer Wald 1943-1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza. ISBN: 9783867773485.

Quelle Beitragsbild P-51-Mustang-16: www.aviation.stackexchange.com

No. 417, Baujahr 1919

Schwer liegt der große Eisenschlüssel in der Hand. Er rastet im Schloss ein und mit einem leichten Dreh öffnet er den Riegel, der das Eingangsportal der Kirche „Sankt Peter & Paul“ in Großfahner versperrt. Wir begeben uns auf Spurensuche für ein Buch, das drei Uhren- und Geschichtsenthusiasten aus Gräfenroda und Waltershausen schreiben wollen – über die ehemalige Turmuhrfabrik und Mechanische Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda. Harald Siefert aus Gräfenroda bat uns per Email, doch einmal nachzusehen, ob in Großfahner noch eine Kühn’sche Turmuhr steht, welche Nummer sie hat und wer sie wartet. Die Gemeinde Großfahner steht auf einer alten Liste der Firma Kühn, zusammengestellt um das Jahr 1930.

„Das Betreten des Turmes ist Unbefugten verboten. Zuwiderhandlung wird mit 10 Reichsmark bestraft! Der Bürgermeister.“ steht da auf einem handgemalten Holzschild am Eingang zum Turm, das von früheren Zeiten kündet. Tatsächlich gehörte der Turm nicht der Kirche sondern der Gemeinde, die damit auch für ihn verantwortlich war. Ob Olga Nöthlich und Fritz Brill auch die 10 Reichsmark zahlen mussten, als sie im Frühjahr 1945 unter Einsatz ihres Lebens die weiße Fahne auf dem Kirchturm hissten?

Die dicken Eichenstufen im Turm knarren unter unseren Füßen und wir hinterlassen unsere Spuren im Staub, der neben den Spinnweben allgegenwärtig ist. Auf der ersten Etage angekommen, erblicken wir bereits die schweren Gewichte, die, an Stahlseilen hängend, die Mechanik der Uhr antreiben. Besser gesagt antrieben, denn hier bewegt sich seit vielen Jahrzehnten nichts mehr. Doch dazu später mehr. Noch zwei Etagen müssen wir erklimmen und dann stehen wir vor einem hölzernen Verschlag mit einer Tür. Auf den Brettern erkennen wir verschiedene Inschriften aus den 40er, 50er und 60er Jahren. Alles Einträge von technischen Wartungen der Turmuhr – von Karl-Heinz Fabig aus Gräfenroda zum Beispiel. Die Tür lässt sich nur schwer öffnen, das alte Kastenschloss klemmt. Doch sie geht unter einigem Ächzen auf. Dahinter, unscheinbar und eingehaust in einem hölzernen Uhrenkasten finden wir sie: die alte, stumme Turmuhr. Und tatsächlich: auf dem Uhrenkasten befindet sich eine gegossene Firmenplakette mit floralen Jugendstil-Elementen und dem Schriftzug „Wilhelm Kühn Turmuhren-Fabrik Gräfenroda.

Firmenplakette der Firma Wilhelm Kühn Turmuhrenfabrik Gräfenroda in Thüringen.

Firmenplakette der Firma Wilhelm Kühn Turmuhren-Fabrik Gräfenroda in Thüringen.

Wir öffnen behutsam den Kasten und nehmen die Frontverkleidung ab. Wunderschön sieht sie aus und auch nach vielen Jahrzehnten wie frisch aus der Werkstatt. Dabei hat sie nun fast 100 Jahre auf dem Buckel. Die großen, blanken Zahnräder heben sich deutlich gegen das in leuchtendem Grün lackierte Gestell aus Gusseisen ab. Direkt auf dem Gestell entdecken wir das mit laufender Nummer und Jahreszahl versehene Schild „Thurmuhrfabrik & Mechanische Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda / Th., No. 417 Anno 1919“. Treffer!

Seriennummer und Jahr der Herstellung der großfahnerschen Turmuhr.

Seriennummer und Jahr der Herstellung der großfahnerschen Turmuhr.

Hier liegt die Kurbel, da steht das Ölkännchen, gerade so, als wäre die Uhr nur kurze Zeit außer Betrieb. Was ist das? Da ist ein Zettel angeheftet! Nachdem wir den Staub etwas entfernt haben, können wir dort lesen: „Von Station Gräfenroda nach Station Döllstädt über Gotha am 6. Juni 1919.“ Der Lieferschein, der die Uhr von Gräfenroda nach Großfahner begleitete! Jemand hat sich die Mühe gemacht, den kleinen, unscheinbaren Beleg mit Eisenstiften in den Uhrenkasten zu heften. Was für ein Glücksfall, denn Harald Siefert wird uns später berichten, dass er nur einen einzigen weiteren Beleg für einen derartigen Lieferschein kenne. Sie wurden wohl in der Regel nach dem Einbau entfernt und weggeworfen.

Warenbegleit bzw. Lieferschein der großfahnerschen Turmuhr von Gräfenroda zum Bahnhof Döllstädt am 6. Juni 1919, angeschlagen im Uhrenkasten.

Warenbegleit- bzw. Lieferschein der großfahnerschen Turmuhr von Gräfenroda zum Bahnhof Döllstädt am 6. Juni 1919, angeschlagen im Uhrenkasten.

Pfarrer Arthur Meng schreibt in den Heimatglocken, dem evangelischen Gemeindeblatt für Großfahner in der Ausgabe Mai/Juni 1919 über die Inbetriebnahme der Uhr: „Am 20. Juni ging endlich ein langgehegter Wunsch der Gemeinde in Erfüllung. An diesem Tage wurde die neue Turmuhr dem Betrieb übergeben. Seit vielen Jahrzehnten war die Gemeinde eigentlich ohne rechte Uhr, da die alte nur ganz dürftig ihren Zweck erfüllte. Das eigentliche Werk ist alt, denn an einer Seite des eisernen Gestells ist zu lesen: Verfertigt von dem Fürstl. Schwarzb. Rudolst. Hofuhrmacher Georg Andreas Eberhardt, Stadilm i. Jahre 1796. Nach einer anderen Angabe soll sie 1805 aufgestellt sein. Doch wird die erste Lesart wohl die richtigere sein. Nach Erbauung des neuen Turmes 1875 ist auch die Uhr repariert worden. Jedenfalls hat die Gemeinde davon wenig gespürt. Die neue Uhr ist ein Werk der bekannten und angesehenen Turmuhrfirma Wilhelm Kühn in Gräfenroda. Sie läuft ununterbrochen 8 Tage und ist bester und neuester Konstruktion. Möge das Werk den Meister loben. Unserer Gemeinde aber möchte die Uhr Stunden schlagen, die zweierlei bringen: Gottesfrieden und täglich Brot!“

Wir machen die von Harald Siefert gewünschten Fotos, schließen den Uhrenkasten dicht ab und überlassen die Uhr wieder der Stille. Doch damit ist es nicht getan, denn der schwierigste Teil der Spurensuche steht noch bevor. Wer hat die Uhr gewartet und jede Woche aufgezogen, bis sie stillgelegt und durch ein elektronisches Funkwerk ersetzt wurde? Dazu müssen wir die älteren Einwohner finden, die sich daran vielleicht noch erinnern können. Nach vielem Fragen werden wir letztendlich beim ehemaligen Kirchenratsmitglied und Posaunisten Arno Lütz in der Mittelgasse fündig. Der rüstige Fünfundachtzigjährige erinnert sich, dass Frieda und Hans Ernst sowie Herbert Heinemann und vor allem Paul Kühn, der mit der Familie Kühn aus Gräfenroda keine verwandtschaftlichen Beziehungen hatte, die Uhr über die Jahre warteten und wöchentlich aufzogen. Da die Stilllegung der Kirchturmuhr nun schon einige Jahrzehnte zurück liegt, ist es schwierig, genau zu sagen, wer sie zu welcher Zeit betreute und wann ihre letzte Stunde schlug. Darüber gibt es leider keine bekannten Aufzeichnungen. So muss es reichen und die Informationen gehen zusammen mit den Fotos nach Gräfenroda, wo sie schon sehnlichst erwartet werden, denn die Zeit drängt.

Rotraut Greßler, Ursula Schwientek (eine Nachfahrin der Kühns) und Harald Siefert veröffentlichten ihr Manuskript zum Buch am 19. November 2016 in der St. Laurentius-Kirche zu Gräfenroda vor einem großen, interessierten Publikum. Das Druckwerk erschien kurze Zeit später am 26. Dezember des Jahres. Nun halten auch wir ein Exemplar für unsere Vereinsbibliothek in Händen, blättern, suchen und finden „unsere“ Uhr auf Seite 142, hinter Nummer 416 in der Kirche St. Jacobus in Zimmernsupra und vor Nummer 418 in der Dorfkirche Großliebringen. Wir können teilhaben an der akribisch recherchierten Firmengeschichte der Thurmuhrfabrik & Mechanischen Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda, eintauchen in über 150 Jahre Kultur- und Technikgeschichte und erfahren viele historische Details über die Kühns und ihre Uhren, mit denen sie sich in Thüringen, Deutschland, Europa, ja der ganzen Welt einen Namen gemacht und ein Denkmal gesetzt haben. Und wir ziehen den Hut vor der herausragenden Leistung, die unzähligen Informationen, Fotos und Details aus Nah und Fern in einem Buch vereint zu haben, das seines Gleichen sucht. Chapeau!

DAs Buch "Kühnsche Turmuhren aus Gräfenroda", erschienen im Eigenverlag Rotraus Greßler.

Das Buch „Kühnsche Turmuhren aus Gräfenroda“, erschienen im Eigenverlag Rotraut Greßler.

Wer das Buch (ISBN: 978-3-932655-53-1) zum Preis von 29,80 Euro zzgl. Versand bestellen, die Turmuhr der eigenen Heimatgemeinde und die Geschichte der Fabrik entdecken möchte, wende sich am besten an die Herausgeberin: Rotraut Greßler in Waltershausen. Email: info@sagestreffend.de. Weitere Informationen zum Buch gibt es hier: www.sagestreffend.de/inhalte/kuehnsche_turmuhren.

Wir können es nur empfehlen!

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Einige Orte in der Umgebung, die eine im Betrieb befindliche Kühn’sche Turmuhr besitzen mit Nummer und Jahr der Herstellung: Gierstädt (358/1910), Kleinfahner (144/1885), Herbsleben (388/1914), Nägelstedt (403/1916), Eschenbergen (455/1924), Hausen (481/1926), Bufleben (93/1875). Alle Angaben zu den Uhren der umliegenden Orte wurden aus dem Buch entnommen.

THEATER: „Die Gloriosa läutet in Großfahner“

„Hin und wieder steigt die gute alte Gloriosa von ihrem Glockenturm. Finden sich dann Zuhörer, erzählt sie ihre Geschichte, betrauert ihre zersprungenen und geschmolzenen Vorgängerinnen, gerät über ihren Glockengießermeister ins Schwärmen und plaudert über das Glockengießen im Allgemeinen und natürlich besonders über ihren speziellen Fall. Es erwartet Sie ein heiterer Theater-Nachmittag über das „Leben“ der berühmtesten Glocke Erfurts.“

Ein „Ein-Frau-Theaterstück“ von und mit Anette Seibt. Sie sind herzlich eingeladen!

Gute Unterhaltung wünscht Ihnen der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V..


Spieltermin: Samstag, 2. September 2017, Beginn: 16:00 Uhr im

Schlossgasthof Großfahner.

Eintritt: 8 € pro Person im Vorverkauf, 10 € pro Person

an der Saal-Kasse. Ermäßigung für Kinder und Jugendliche: 2 €.

Kartenvorverkauf im Eiscafé „Im Fachwerk“ Großfahner ab 21. August 2017.


Gloriosa_PK


 

Umsonst-Regal in Großfahner

Jetzt gibt es endlich auch bei uns eines – ein Umsonst-Regal. Das Regal soll eine einfache Möglichkeit bieten, gebrauchte, gut erhaltene Gegenstände unkompliziert weitergeben zu können, damit sie ein neues Zuhause bekommen und nicht irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden verstauben oder irgendwann gar entsorgt werden. Das hat vor allem mit dem Wunsch zu tun, einen nachhaltigeren Konsum und einen bewussteren Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu fördern und die Menschen dafür zu sensibilisieren. Ganz nebenbei ist es aber auch für die Gemeinschaft schön, wenn Dinge des täglichen Bedarfs hier eingestellt oder gefunden werden können. Der Geber ist es los und der Nehmer freut sich – ein Gewinn für beide Seiten und ebenso für die Umwelt, da die Lebensdauer der Gegenstände „verlängert“ wird.

Wie funktioniert das nun mit dem Umsonst-Regal und wo ist es zu finden? Der Standort befindet sich im alten Landwarenhaus in der Mittelgasse 111 in Großfahner. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Regal im Flur des Gebäudes unterzubringen, um es vor Witterungseinflüssen zu schützen. Zugang zum Regal erhält man während der Öffnungszeiten der Landfleischerei, Dienstags bis Mittwoch von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr, Donnerstag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr und Samstags von 7.00 bis 11.00 Uhr. Eingestellt werden dürfen Gegenstände des täglichen Bedarfs, also Geschirr, Gläser, Besteck, Kochutensilien, aber auch Dekorationsartikel und vor allem Bücher – eigentlich alles, was ein Haushalt so braucht. Die Gegenstände sollen gut erhalten, sauber und in einem brauchbaren Zustand sein, damit sie weiter verwendet werden können. Sperrige Dinge, Kleidung und Lebensmittel dürfen aufgrund des wenigen Platzes und bzw. wegen Verderblichkeit nicht eingestellt werden, doch dafür wollen wir noch eine Pinwand mit Suche-Biete-Kategorien einrichten. Hier kann später jeder eine Nachricht hinterlassen, der etwas anzubieten hat oder etwas bestimmtes sucht – lokal, regional, nachhaltig.

Wir haben als Verein die Verantwortung für das Regal übernommen und werden regelmäßig nach dem Rechten sehen und ggf. aufräumen oder aussortieren. Wir wünschen uns, dass es aktiv angenommen wird, stets ordentlich bleibt und einen Beitrag zum Wohle der Dorfgemeinschaft und zum Umweltschutz leistet.

Euer Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Das steht unter Denkmalschutz!

Großfahner ist, wenngleich sehr alt, nicht besonders reich an eingetragenen, denkmalgeschützten Gebäuden und Objekten. Das ist einerseits dem Umstand anzulasten, dass bauhistorisch wertvolle Gebäude früher bedeutend einfacher abgerissen werden konnten und andererseits der Schutzgedanke sehr spät aufkam und damals noch nicht so ausgeprägt war wie heute. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten in der DDR ließen den Erhalt historischer Bausubstanz nur bedingt zu, es gab oft kein passendes Material oder das Geld für den Erhalt war schlichtweg nicht da.

Oft schon wurden wir gefragt, welche Gebäude denn nun bei uns, hier im Dorf unter Denkmalschutz stünden. Die Liste, die uns vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie übermittelt wurde, ist leider kurz, doch wir möchten sie hier mit einigen Informationen und Fotos zu den Objekten wiedergeben.

Evangelische Kirche „Sankt Peter & Paul“ mit künstlerischer Ausstattung

Kirche „Sankt Peter & Paul“ zu Großfahner

Die Kirche „Sankt Peter & Paul“ entstand in ihrer heutigen Grundform in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus den Ruinen der im Jahr 1646 abgebrannten Kirche. Dabei wurde das nördliche Seitenschiff in den Neubau integriert, das südliche jedoch vollständig abgetragen, sodass das Kirchenschiff heute etwas unsymmetrisch wirkt. Der aus Travertin, Muschelkalk und Sandstein errichtete Turm im Stil der Neugotik wurde in den Jahren 1873/74 erbaut, nachdem der barocke Turm mit Zwiebelhaube baufällig geworden war und abgetragen wurde. Der Glockenstuhl mit einem heute unvollständigen Dreigeläut wurde aus dem Altbau übernommen und in den neuen Turm überführt. Aus der neuen Zeit sind mehrere Turmknopferneuerungen, so 1913, 1953 und 1968 überliefert. Die letzte mit Erneuerung der Wetterfahne liegt also inzwischen auch schon wieder nahezu 50 Jahre zurück. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts fand eine umfassende Sanierung der bis dahin baufälligen Kirche statt. Es wurden archäologische Untersuchungen durchgeführt, die eine dreischiffige Basilika mit halbkreisförmiger Apsis als Vorgängerbau der im 30jährigen Krieg zerstörten Kirche vermuten lassen. Die Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert wurde fast vollständig entfernt und unter der Pfostenverkleidung der Empore kamen Eichenbalken im Zopfstil zum Vorschein, die heute wieder zu sehen sind. Leider ist die alte Orgel, die unter anderem schon unter einer Kriegsmetallspende im 1. Weltkrieg zu leiden hatte, aufgrund irreparabler Schäden nicht mehr zu retten gewesen. Die filigrane Kanzel existiert noch, ist aber restaurierungsbedürftig und wurde deshalb eingelagert. Der Turm beherbergt außerdem die stillgelegte mechanische Turmuhr mit der Nummer 417 aus dem Jahr 1919, gefertigt in der T(h)urmuhrfabrik und Mechanischen Werkstatt Wilhelm Kühn aus Gräfenroda in Thüringen, über die kürzlich eine sehr interessante Buchpublikation erschienen ist. Ein kleines technisches Denkmal.

Pfarrhof Gartenstraße 11

Pfarrhaus Großfahner in der Gartenstraße 11

Pfarrhaus Großfahner mit Nebengebäude  in der Gartenstraße 11.

Der Pfarrhof ist ein Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert und wurde in vergangenen Zeiten mehrfach saniert. Das Besondere an dem Ensemble ist ein erhaltener Laubengang am Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes sowie das Pfarrhaus mit Walmdach ansich. An einem Türsturz zur Pfarrgasse ist die Jahreszahl 1597 eingeschlagen. Das Baumaterial könnte in späterer Zeit wiederverwendet worden sein, wobei der Ursprung des Sturzes nicht mehr zu rekonstruieren ist. Das Haus beherbergt heute eine Mietwohnung sowie das Evangelische Pfarramt Großfahner, das von Pfarrer Sebastian Zweynert bekleidet wird.

Wohnhaus in der Freiheitsstraße 35/36

Wohnhaus Freiheitsstraße 36

Wohnhaus Freiheitsstraße 36

Das Fachwerkhaus Freiheitsstraße 35/36 gehörte vor der Bodenreform zum Rittergut Großfahner und beherbergte in der Erntesaison die polnischen Erntehelfer. Im Winter war es zeitweise nicht bewohnt. Mit der Enteignung des Rittergutsbesitzes kam es in private Hand und Wohnhaus und Grundstück wurden geteilt, weshalb es auch zwei Hausnummern aufweist. Die dominante Scheune auf dem Grundstück wurde erst nach dem 2. Weltkrieg teilweise aus Abbruchmaterial der beiden Schlösser errichtet.

Wohnhaus in der Langen Gasse 69

Wohnhaus Lange Gasse 69

Wohnhaus Lange Gasse 69

Das Fachwerkhaus Lange Gasse 69 mit angeschlossener Torfahrt befindet sich in fast originalem aber leider leidlichen Zustand, da das Haus aufgrund der geringen Deckenhöhe im Obergeschoss keine moderne Nutzung als Wohnhaus zulässt, aus diesem Grund nicht bewohnt ist und erst restauriert werden müsste. In heutiger Zeit kein leichtes Unterfangen und ohne Fördermittel finanziell nicht zu stemmen. So verfällt es leider mehr und mehr. Deutlichstes Fachwerkelement des Hauses ist die sogenannte „Thüringer Leiter“ zur Straßenseite; senkrecht stehende kurze Ständer zwischen Schwelle und Brustriegel unter den Fenstern, die vor allem ein Stilelement des Zeit des Barock (1650-1750) war, aber auch in späteren Stilepochen übernommen wurde.

Wohnhaus in der Langen Gasse 89

Das Wohnhaus von Familie Weis, Lange Gasse 89

Das Wohnhaus von Familie Weiß, Lange Gasse 89.

Das Wohnhaus von Familie Weiß ist eines der schönsten und ältesten Gebäude im Dorf und hat sich seinen historischen Charakter über viele Jahrzehnte unverändert bewahrt, was vor allem am bewussten Widerwillen der Besitzer liegt, sich den modernen, baulichen Gepflogenheiten anzupassen. Das Kernhaus mit dem Giebel zur Straßenseite diente vor der Reformation als Pfarrhaus und beherbergte viele Generationen katholischer Geistlicher. Nicht zuletzt, weil auf dem „Höch“ (Hög) einst eine Kapelle stand, die dem heiligen Nicolaus geweiht war. Die Wegbezeichnung „Pfaffenstieg“ für den Stichweg entlang des Hauses auf den „Höch“ kündet noch heute davon. In den Jahren 1905 und 1913 wurden weitere Gebäudeteile hinzugefügt und es entstand der heutige Vierseit-Hof. Das gesamte Ensemble, betritt man es durch das große zweiflügelige Hoftor, wirkt wie eine Zeitmaschine und versetzt den Besucher um 100 Jahre in der Zeit zurück.

Denkmal-Ensemble historische Dorfmauer

An der Dorfwand

An der Dorfwand im Bereich des alten Schlossgartens, heute Grundschule Großfahner.

Die historische Dorfmauer ist das wohl größte Denkmal im Ort und über mehrere erhaltene Abschnitte, mittlerweile im Dorf, verteilt. Am bekanntesten ist wohl der Abschnitt, der direkt die Bezeichnung „An der Dorfwand“ trägt und den Schulgarten der Grundschule einfriedet. Vor der Bodenreform befand sich hier der Schlossgarten der Familie von Seebach. Ein weiterer Abschnitt findet sich „Im Wieschen“ und zieht sich bis auf den Höch und in die Lange Gasse hinein. Teile dieser Mauer sind jedoch nach einem großen Einsturz in den 90er Jahren rekonstruiert und schon früher aufgrund einer notwendig gewordenen Verlagerung aus Ziegelsteinen und grauem Rauhputz neu errichtet worden. Die historische Bauweise aus Muschelkalksteinen und Lehm ist sehr eindrucksvoll am Abschnitt Lange Gasse 86 zu beobachten. Die Wand bzw. ihre Reste ziehen sich durch die Gärten und enden im Kindergarten in einer wunderschönen Freitreppe aus Travertin und Sandstein. Damit umfriedet sie die ehemalige Terrassengärtnerei des Rittergutes, auch Obergarten genannt. Die Freitreppe, die noch in den 50er Jahren einen Teepavillon trug und einen Brunnen beherbergte, ist leider seit langem baufällig und zur Sicherheit der Kinder umzäunt. Da das gemeindliche Pachtland des Obergartens kürzlich teilweise in Privathand überging, ist zu hoffen, dass die neuen Besitzer sich des kulturellen Erbes der Dorfmauer bewusst sind und diese in die Gestaltung ihres Anwesens integrieren und somit erhalten. Das ist teilweise schon durch eine neue Ziegeldeckung und Aufmauerungen bzw. Sicherungen gelungen.

Freitreppe im Kindergarten Großfahner

Die Freitreppe im Kindergarten Großfahner, ehemalige Gutsgärtnerei „Tews“ im Obergarten.

Dorfmauer aus Muschelkalk in der Lange Gasse.

Dorfmauer aus Muschelkalk in der Lange Gasse.

Nicht unter Denkmalschutz stehend, doch ebenfalls interessant sind:

Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege

Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges von 1922

Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges von 1922

Im Jahr 1922 in Erinnerung an die 31 Gefallenen des 1. Weltkriegs aus Großfahner errichtet, blieb das Denkmal bis zum Jahr 1945 in seinem ursprünglichen Zustand. Da in Großfahner aber einiges 110prozentig gemacht werden musste, fiel es nach dem 2. Weltkrieg einer sinnlosen Entmilitarisierungsaktion zum Opfer und der stilisierte Soldatenkopf mit Stahlhelm wurde abgeschlagen. Sein Verbleib ist unbekannt. Da die Muschelkalktafeln mit den Namensgravuren in den darauffolgenden Jahrzehnten immer mehr verwitterten und unleserlich wurden, entschloss sich die Gemeinde im Jahr 2005 zur Erstellung neuer Tafeln aus Metall und zur Ergänzung der Namen der Gefallenen des 2. Weltkriegs. Das Denkmal wurde zuvor von Steinmetz Streithoff saniert und schließlich am Volkstrauertag des Jahres 2005 erneut eingeweiht.

Grabmale in der Kirche und auf dem Friedhof Großfahner

An der Nordseite des Kirchturmes und im Inneren der Kirche sind einige Grabmale der Herren von Seebach aufgestellt, unter anderem das der Eheleute Rittmeister Werner von Seebach (1873-1956) und seiner Frau Elisabeth, geb. von Broizem (1878-1953), der Eltern des letzten Besitzers des Rittergutes Großfahner, Alexander Freiherr von Seebach. Der Grabstein stand ursprünglich auf dem Hauptfriedhof in Erfurt, wo die Eheleute bestattet wurden. Nach dem Ablauf der Liegezeit wurde er nach Großfahner geholt und erinnert heute an die Familie und ihre Vertreibung aus dem Ort Ende der 40er Jahre. Auch die Grabplatten der vermutlich ersten Herren von Seebach sind im nördlichen Seitenschiff der Kirche zu sehen. Sie wurden bei den Ausgrabungen in der Kirche in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gefunden und gesichert.

Grabplatten an der Nordseite des Kirchturmes

Grabplatten an der Nordseite des Kirchturmes. Sie zeugen u.a. vom Tod dreier Kinder der Familie von Seebach.

Auf dem Friedhof selbst finden sich verstreut weitere alte Grabmale, unter anderem des vielseitig aktiven Pfarrers Artur Meng und seiner Frau, der Familie Kantor Albin Blamberg und der Familie von Seebach auf Großfahner Schieferschloss, ein Zweig der Familie, der mit der Heirat von Brigitta von Seebach in das Haus von Rappard und später von Minnigerode überging.

Wer die Augen offen hält, kann darüber hinaus auch ein „Denkmal“ entdecken, dass ein wenig der Zeit entrückt zu sein scheint – es ist jenes der Pioniere am alten Landwarenhaus. Die jungen Pioniere haben insgesamt schon etwas gelitten; dem Trommler fehlen die Stöcke, dem Trompeter die Trompete und dem Fahnenträger die Fahne. Wenn man so will, steht es sinnbildlich für eine Zeit, über die heute keiner mehr etwas wissen will. Wir sind jedoch froh, dass es noch da ist und dem Zeitgeist geduldig trotzt. Es ist eben auch ein Stück Geschichte.

In den letzten Jahren wurde einige sehr sehenswerte Fachwerkhäuser im alten Stil saniert und / oder neu errrichtet. Dass dem so ist, verdanken wir vor allem Lehmbaumeister Tilo Schneider aus Kleinfahner, der mit seiner Firma das historische Flair der Dörfer am Fuße der Fahnerschen Höhen ein Stück weit bewahrt.


Dank geht an Frau Sabine Ortmann vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Erfurt für die Erstellung der Liste der Denkmale Großfahners sowie an Andreas Fleischmann für die Erläuterungen zur Geschichte der Dorfmauer. Herrn Gunter Weiss sei für die Auskünfte zur Geschichte seines Hofes gedankt. Frau Anni Starke versorgte uns mit Zeitzeugen-Informationen zum Gebäude Freiheitsstraße 35/36. Herrn Johann-Wilhelm von Seebach danken wir für seine Erläuterungen zur jüngeren Geschichte der Familie von Seebach.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Reparatur in luftiger Höhe

Ein Kirchturm ist im Allgemeinen das deutlich sichtbare Wahrzeichen eines Ortes. Hoch oben in einem solchen Turm hängen die Glocken in der Glockenstube. Das Geläut soll nicht nur an die fortschreitende Zeit erinnern, sondern auch die Menschen zu Gott rufen oder bei besonderen Anlässen erklingen. Würde ein Turm rundherum gemauert sein, ohne Öffnungen nach außen, die Glocken würden nicht zur Geltung kommen. Sie wären schlichtweg nutzlos in ihrem Dasein.

Damit aber der Schall der Glocken noch weit vom Kirchturm entfernt zu hören ist, wurden bei historischen Glockentürmen Klangarkaden in Höhe der Glockenstube eingelassen, besser bekannt als Schallfenster oder Schallluken. Ihre Aufgabe ist es, den von den Glocken erzeugten Klang weitestgehend ungehindert in alle Richtungen ins Freie gelangen zu lassen.

In früheren Zeiten waren diese Öffnungen meist ohne Verkleidung. Wind und Wetter konnten ungehindert eindringen und im Kirchturm ihr Unwesen treiben. Ebenso Vögel, deren Hinterlassenschaften in kurzer Zeit hohen Schaden anrichten.

Um den Einfluss von Umwelt und Natur einzudämmen, werden Schallfenster mit nach unten schräg gestellten Klanglamellen ausgestattet, die Schlagwetter abhalten, den Schall aber nur unwesentlich dämpfen. Durch die Lücken zwischen den Lamellen können kleinere Vögel aber immer noch in den Turm gelangen.

Der Kirchturm in Großfahner hat derartige Klanglamellen, die in jede Seite des Kirchturms in einen starken Eichenrahmen mit mittigem Kreuz eingelassen sind. Dadurch entstehen pro Seite vier etwa gleich große Öffnungen für den Schall. Von außen entdeckt der Beobachter das aus Sandstein gehauene Maßwerk, dessen Mittelsäule die Schallluken trennt, in Großfahner aufgrund von Bauschäden leider nur noch auf der Westseite des Turmes.

Diese Lamellen waren über eine lange Zeit hinweg mit Kunststoffgeflecht, welches man für Putz- und Maurerarbeiten verwendet, von innen abgedeckt. Dieses Geflecht hatte nur sehr kleinporige Maschen, so dass eine Luftzirkulation im Turm quasi kaum noch möglich war. Dazu kam außerdem, dass der Kunststoff nicht für direkte Sonneneinstrahlung gedacht ist. Wind und die ultraviolette Strahlung der Sonne hatten schon einige Löcher entstehen lassen, durch die Vögel wieder ungehindert Zugang zum Turm bekommen konnten.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. hatte sich vor längerer Zeit gegenüber den Verantwortlichen der Kirche dafür ausgesprochen, dieses Geflecht in Eigenleistung zu entfernen und mit einem robusten Drahtgeflecht die Klanglamellen erneut zu schützen.

Am 26. Mai 2017 wurde dieses Versprechen eingelöst. Zu viert haben wir die alten Kunststoffbahnen entfernt, das neue Geflecht aufgebracht und mit dem vorhandenen Rahmen wieder gesichert. Der Unterschied zu vorher war deutlich spürbar. Das Drahtgeflecht hat eine Maschengröße von rund einem Quadratzentimeter. Durch diese Maschen kam sofort mehr Luft in den Turm und wir hoffen, durch diese Aktion dem Klang der Glocken eine bessere Schallausbreitung ermöglicht, der Luftzirkulation im Turm Vorschub geleistet und somit zum Erhalt des Turmes einen kleinen Beitrag erbracht zu haben.

Arndt Schmidt für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Fahner Kisten-Cup abgesagt

Liebe Freunde des Seifenkisten-Rennsports,

leider haben wir nach Ablauf der verlängerten Anmeldefrist keine guten Neuigkeiten für Euch.

Um das Rennen bestmöglichst vorzubereiten und der Organisation wie Straßensperrung, Beschaffung der Urkunden und Pokale, medizinischer Notfallsicherung, Versorgung der Rennteilnehmer und Zuschauer, Aufbau von Sanitäreinrichtungen usw. enstsprechend Rechnung zu tragen, haben wir inoffiziell eine Teilnehmerzahl von mindestens zehn Rennfahrern festgelegt.

Bis zum 5. Mai 2017 haben sich zwei Teilnehmer in der Klasse Junior Cup und drei Vereine (!) zur Teilnahme bereit erklärt. Wir danken allen, die sich angemeldet haben und mitmachen wollten! Da die Teilnehmerzahl leider nicht ausreicht, sehen wir uns gezwungen, das Rennen abzusagen. Es ist sehr schade, dass wir es nicht geschafft haben, potentielle Rennfahrer von Computer, Smartphone oder Flimmerkiste loszueisen. Es sollte eigentlich ein Riesen-Sommergaudi werden…

Wir hoffen es sind noch keine großen Aktivitäten in den Bau der Seifenkiste(n) eingeflossen und danken für Euer Verständnis!

Euer Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Roland Pleiß

Organisationsleitung

Verein sucht frischen Wind

Geht es Ihnen auch so, dass ihnen bei dem Wort „Verein“ ein kalter Schauer über den Rücken läuft und sie augenblicklich an verschrobene, altbackene Strukturen und alte Herren denken, die keine Innovation und keine neue Idee zulassen? Stößt allein das Wort schon auf Ablehnung? Nun, dann sollten sie hier auf keinen Fall weiterlesen. Oder doch?

Wir sind ein solcher Verein. Genauer gesagt, der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V., der derzeit frischen Wi…, äh, neue Mitglieder sucht; von altbacken, Ver­eins­dünkel oder Geschichtsmief finden sie bei uns aber keine Spur, denn bei uns ist Jede(r) herzlich will­kommen.

Im Herbst 2005 gegründet, starteten wir nun in unser 12. Vereinsjahr und unsere junge Vereinsgeschichte brachte so manche schöne und denkwürdige Veranstaltung hervor, ganz abgesehen von den vielen Artikeln, Blogeinträgen und Materialien, die geschrieben, gezeichnet oder fotografiert wurden. Mit den Jahren lässt aber auch die Kraft nach und die ehrenamtliche Arbeit, die anfangs noch viele Mitglieder freudvoll bewältigten, verteilt sich auf immer weniger werdende Schultern. Oft genug fehlt gerade bei berufstätigen Mitgliedern die Zeit, interessante geschichtliche Themen aufzugreifen, zu erforschen oder handwerklich tätig zu sein. Aus diesem Grund richten wir einen Aufruf an Sie, liebe Leserinnen und Leser:

Trauen Sie sich! Kommen sie einfach einmal zu einer unserer Veranstaltungen und lassen sich einen Crashkurs in fahnerscher Geschichte geben. Finden Sie bei uns alte Fotos und Dokumente über den Ort und seine Umgebung oder genießen Sie einfach nur das gesellige Beisammensein beim Bier oder Wein. Hier wird erzählt, gelacht, Ideen werden geboren und wieder verworfen – besser noch: voller Enthusiasmus umgesetzt – oder es gibt einen spannenden Vortrag über geschichtliche, wissenschaftliche oder Alltagsthemen; immer gewürzt mit viel Selbstironie und Wortwitz. Ernst nehmen wir uns nämlich nicht sonderlich. Dafür aber unsere Vereinsarbeit, denn die liegt uns am Herzen und wir würden uns freuen, Sie – Ja, genau Sie! – bei uns begrüßen zu dürfen.

Einen kleinen Überblick, welchen Unfug wir in den vergangenen Jahren so anstellten und welche Themen uns bewegen, finden Sie auf unserem Blog unter www.heimat-grossfahner.de. Unter der Rubrik Verein steht Ihnen unsere Satzung zur Einsicht zur Verfügung und Sie können über unsere Email heimat-grossfahner@web.de Kontakt zu uns aufnehmen. Selbstverständlich geht das auch mit einem Anruf bei Fam. Hempel unter Tel. 036206 26710. Oder, ganz nach alter Schule, von Angesicht zu Angesicht. Trauen Sie sich? Wir freuen uns auf Sie! Und singen müssen Sie auch nicht können. Das tun wir nur nach ganz vielen Schnäpschen.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Großformat-Scanner gesponsert

Wer sich mit Geschichte beschäftigt, kommt nicht umhin, alte, zum Teil einmalige Dokumente zu sammeln und diese für die Text- und Bildbearbeitung aufzubereiten, sprich zu digitalisieren. Die Digitalisierung erleichtert die Erschließung und Zugäng­lich­ma­chung der Dokumente und schont zusätzlich die Originale, da diese nach dem Scannen nicht mehr so oft beansprucht werden müssen und sicher in einem Archiv verwahrt werden können. Schon lange war es der Wunsch unseres Vereins, einen Scanner zu erwerben, mit dem Großformate wie Zeitungen und Fotoalben zeit­sparend und schonend digitalisiert werden können. Dieser Wunsch ist nun in Er­füllung gegangen. Mit finanzieller Hilfe des Kfz-Meisterbetriebs Bernd Wolfram GmbH konnten wir einen Mustek A3-Scanner F1200N erwerben, der es uns fortan er­möglicht, auch große Formate ohne aufwendige Bastelei zu digitalisieren, zu archivieren und damit zu arbeiten. An dieser Stelle sei dem Sponsor sehr herzlich dafür gedankt!

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Auf die Tracht gekommen

Seit 23 Jahren findet im mittelfränkischen Greding jährlich einer der größten Trachtenmärkte Deutschlands statt. Von Stoffen und Borten über Hüte bis hin zu Schuhen und Strümpfen ist dort so gut wie alles zu finden, was das Trachtlerherz höher schlagen lässt. Da werden alte Stricktechniken gezeigt, Handgriffe der Trachtenerneuerung erklärt und fachkundig beraten.

Diese geballte Ansammlung an Wissen über Trachten und deren Herstellung machten sich in diesem Jahr einige Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte Großfahner e.V. zunutze, um mit dem Forschungsprojekt zur Fahnerschen Tracht Fortschritte zu machen. Und tatsächlich konnten uns die Fachkundigen viele Auskünfte und Anregungen geben. So erfuhren wir in Greding einiges über die kulturhistorische Bedeutung der Trachtenhaube, die dem Verein als Leihgabe von Privat zur Verfügung gestellt wurde, leider aber aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr getragen werden kann. Ein Ziel der nächsten Zeit soll es sein, ebendiese Weimarische Haube, die hier in den fahnerschen Kirschendörfern getragen wurde, detailgetreu nachzubilden und zu präsentieren.

Zu einer Haube gehört natürlich auch eine Tracht, die ebenfalls nach historischem Vorbild entstehen soll. Obwohl der Verein für Heimatgeschichte schon einiges über die Fahnersche Tracht in Erfahrung bringen konnte, unter anderem durch die sehr hilfreiche Beratung von Eva Kowalewski vom Thüringer Landestrachtenverband, Hinweisen anderer Vereine, von Privatpersonen sowie Postkartenmotiven aus alter Zeit, stehen uns trotz allem nur wenige Quellen zur Verfügung. Das erschwert die Suche nach Informationen enorm und speziell über die Tracht der Männer in den Fahner-Dörfern ist beinahe nichts bekannt. Weder Bilder noch Beschreibungen liegen uns hierüber vor.

Deshalb nun ein Aufruf an Sie, unsere geschätzten Leserinnen und Leser. Können Sie sich noch erinnern, wie die in Großfahner und Umgebung getragene Tracht ausgesehen hat? Alte Zeichnungen und Fotos von Männer- und Frauentrachten sowie auch Originalstücke wie Blusen, Schürzen, Hosen oder Westen können uns bei unserer Suche sehr weiterhelfen. Für Informationen und Hinweise steht Ihnen unsere Email-Adresse heimat-grossfahner@web.de zur Verfügung. Mit jeder Unterstützung leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Kulturlandschaft unserer Gegend. Wir freuen uns über jede auch noch so kleine Hilfe!

 Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.