Archiv des Autors: heimatverein

Tracht lebt!

Ein Rückblick auf das 11. Thüringer Landestrachtenfest vom 26.-28. August 2016 in Neuhaus-Schierschnitz, Landkreis Sonneberg.

„Tracht lebt!“ Mit diesen Worten von Knut Kreuch, dem Vorsitzenden des Thüringer Landestrachtenverbandes, ist das bunte Treiben beim 11. Thüringer Landestrachtenfest am besten zu beschreiben. Neuhaus-Schierschnitz öffnete den Besuchern seine Tore und so wurde an insgesamt drei Tagen thüringisch, aber auch fränkisch getanzt, gesungen und gefeiert. Der Thüringer Landestrachtenverband und der Trachtenverein Schumlach luden dazu in den Landkreis Sonneberg ein. Diesem Ruf folgten am letzten Augustwochenende des Jahres fast 40 Heimat- und Trachtenvereine.

Und obwohl erst ganz frisches Mitglied im Landestrachtenverband und noch nicht in eigener Tracht, dachte der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.: Da müssen wir dabei sein! Ziel sollte sein, mit der Teilnahme am Festumzug Präsenz in dieser noch neuen Gemeinschaft zu zeigen. Um dabei eine gute Figur zu machen, kleidete sich jeder Mitreisende in ein historisches Gewand des Adels oder des Bauernstandes. Und so zogen Freiherr und Freifrau von Seebach mit ihrem Gefolge mitten unter vielen anderen Trachtlern in einem farbenfrohen Zug durch das südthüringische Städtchen.

Natürlich können bei einem solchen Fest so einige Trachten und Tänze bestaunt werden oder man kann sich an Musik, Gesang und Mundart erfreuen, was den Teilnehmern aus Großfahner als Quelle des Ansporns und der Inspiration für das aktuelle Projekt Trachtenforschung, aber auch für die Umsetzung weiterer Vorhaben diente. Ebenso war das Knüpfen neuer Kontakte bzw. freundschaftlicher Bande zu anderen Vereinen und die Pflege bestehender Verbindungen dieser Art Anlass der Teilnahme. Denn gemeinsam funktionieren viele Dinge leichter und auch die Freude an der Sache ist in Gemeinschaft noch einmal größer.

Petrus meinte es gut mit den Organisatoren, Teilnehmern und Besuchern und bescherte dem Landestrachtenfest die wärmsten Tage des Jahres. Den hohen Temperaturen und der stetig scheinenden Sonne geschuldet, verbrachten viele Einheimische und auch einige Trachtler die Zeit zwischen den Veranstaltungen im kühlenden Nass des örtlichen Freibades. Entsprechend säumten nicht so viele Zuschauer wie vielleicht wünschenswert, dennoch aber recht viele die Straßen entlang der Umzugsstrecke oder sahen sich die verschiedenen Auftritte einzelner Gruppen an.

Ungeachtet dessen gilt der Dank an dieser Stelle allen Organisatoren und Helfern, die mit großer Mühe und viel Herzblut das Fest gestalteten und es zu einem Ereignis machten, das in guter Erinnerung bleiben wird. Für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner war es ein gelungener Einstieg in diese lebendige Szene mit vielen netten Begegnungen, neuen Ideen und schönen Erinnerungen.

Jenny Schmidt für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Brennholz, oder was?

Das könnte man durchaus annehmen beim Anblick dieser ramponierten Holzkonstruktion, die Gunter Weiß unlängst aus dem Dunkel seiner Scheune hervor holte. Doch wie immer ist es nicht einfach nur ein Stück wertloses Holz, sondern ein Stück mit einer Geschichte, die wir heute kurz erzählen wollen.

Vor etwa 80 Jahren noch gehörte eine solche Konstruktion zur Grundausstattung eines jeden Haushaltes auf dem Land. Sie wurde gut gehütet, denn sie war bei der Zubereitung einer ganz bestimmten Speise, die den Vitaminbedarf über die langen Wintermonate decken half und auch noch gut schmeckte, unerlässlich. Dabei war die Arbeit mit diesem Gerät anstrengend und zeitraubend, denn es war gleich über mehrere Stunden im Dauereinsatz. Der Benutzer musste sich hüten, auch nur eine Minute lang zu träumen oder anderen Dingen nachzugehen, sonst konnte es passieren, dass die Speise schnell ungenießbar wurde und die viele Arbeit vorher umsonst. Anstrengend deshalb, weil es ordentlich Muskelkraft bedurfte und die Arbeit an einem kochenden Kessel verrichtet werden musste. Dabei konnte auch schon mal ein Unfall passieren, denn diese Arbeit war auch nicht ganz ungefährlich. Vor allem musste man sich vor kochendheißen Spritzern in Acht nehmen.

Spannender können wir es nun nicht mehr machen. Haben Sie eine Idee, um was es sich hier handelt und welche Speise damit zubereitet wurde? Ja! Nein? Vielleicht? Des Rätsels Lösung: ein Muß-Löffel. Damit wurde im Spätsommer das frische Pflaumenmus beim Kochen im Kessel ständig umgerührt, damit es nicht am Kesselboden anbrannte und den Geschmack verdarb. Da hieß es rühren, rühren, rühren. Und wehe, man hing mal seinen Gedanken nach und vergaß darüber das Arbeiten. Eins, zwei, drei – und die ganze Chose war angebrannt und wurde bitter. Säckeweise Pflaumen pflücken, waschen, lüften, würzen – alles für die Katz. Und selbst die wollte das Angebrannte dann auch nicht fressen.

Der Rührer, hier mit leicht verkürztem Stiel weil schon von gefräßigen, holzbohrenden Insekten verspeist, landet nun im digitalen Archiv, weil das Original nicht mehr zu retten ist. Da hilft nur ein Foto, Maß nehmen und nachbauen. Die Geschichte dazu aber bleibt.

Am Ende also doch: Brennholz.

Unser Dank geht an Gunter Weiß für den Löffel und die Geschichte dazu!

Vereinsexkursion ins Unstrut-Tal

Am 26. Juni 2016, das ist nun schon ein Weilchen her, führte unser Verein seit langer Zeit einmal wieder eine Vereinsexkursion durch. Unser Ziel war zunächst der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra im schönen Unstruttal unweit der kleinen Ortschaft Wangen. Bekanntlich durfte die Himmelsscheibe ja nicht „Scheibe von Wangen“ heißen, da es derer Orstbezeichungen zu viele gibt und mancher geschichtsinteressierte Besucher dann wohl dank des blinden Vertrauens in die moderne Technik (Navi) in Wangen im Allgäu gelandet wäre statt in Sachsen-Anhalt. So hat nun Nebra eine Scheibe und nicht Wangen. Sei’s drum.

An der Arche Nebra, dem modernen Ausstellungsgebäude am Fuße des Mittelberges, wurden wir von Dietmar Luther begrüßt, der uns in den nächsten 30 Minuten viel Wissenswertes und Spannendes über die Fundgeschichte, die Herstellung und die Bedeutung der Himmelscheibe von Wangen, äh Nebra, gewürzt mit viel trockenem Witz erläuterte und uns langsam die eigentliche Bedeutung dieses für die Menscheitsgeschichte bisher einmaligen Fundes nahebrachte. Nun kann man argwöhnen, dass da ein bisschen zu viel hineininterpretiert wurde, doch die anschließende Planetariumshow im Haus überzeugte auch die letzten Zweifler, dass es hier etwas ganz besonderes zu sehen gibt, obwohl ja die originale Scheibe, weil viel zu wertvoll, im Landesmuseum für Vorgschichte in Halle / Saale ausgestellt ist. Doch zurück in die Arche. Die Show erklärte eindrucksvoll, was es mit den goldenen Punkten und den anderen Symbolen auf der Himmelscheibe auf sich hat, jawohl: Sonne, Mond und Sterne. Und das zu einer Zeit, in der die Menschen in unseren Breiten noch nicht über die Schrift verfügten und Wissen und Erfahrungen nur mündlich weitergegeben wurden. Das führte dann wohl auch dazu, dass die Scheibe irgendwann ihre eigentliche Bedeutung verlor und auf dem Mittelberg zusammen mit anderen wertvollen Gegenständen deponiert wurde, bis sie in unserer Zeit gefunden wurden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Köpfe randvoll angefüllt mit neuem Wissen und neuen Eindrücken, brauchte es jetzt eine kleine Stärkung, die uns im Café „Gräfin Cosel“ neben dem Schloss Burgscheidungen mit herrlichem Ausblick erwartete. Nach dem Mittagessen wartete nämlich Teil 2 der Exkursion auf uns – eine Besichtigung des Schlosses Burgscheidungen. Die ehemalige CDU-Schule gehört heute einem Privatmann, der mit Hochzeiten und barocken Events für den Unterhalt des alten Gemäuers sorgt. Und alt ist es tatsächlich, wobei sich zwei verschiedene Baustile der Renaissance und des Barock mischen und zusammen ein eigentümliches Bild abgeben. Die DDR-CDU sorgte damals für den Erhalt des Schlosses auch unter denkmalpflegerischen Aspekten. Wer weiß, ob es sonst den real existierenden Sozialismus in dieser Form überlebt hätte. Wir erhielten Einblicke in die „privaten“ Gemächer der ehemaligen Besitzer, die Küche und Vorratsräume sowie in die moderneren Repräsentationsräume, die heute für Hochzeiten und andere Feiern genutzt werden. Auch die aufwändigen Instandhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen wurden erläutert. Ein Spaziergang durch den weitläufigen, ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Park konnte dann noch anstellen, wer wollte. Da aber die EM in vollem Gange war und am Abend Deutschland spielte, wurde das Programm später mit Sport fortgesetzt.

Alles in allem war es eine sehr schöne Exkurison mit vielen neuen Eindrücken und neuem Wissen über unsere Vergangenheit. Wir bedanken uns bei unseren Gästeführern und laden Sie ein, es uns einmal nachzutun. Die Reise lohnt sich!

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

P.S.: Unser Titelbild zeigt das Motiv der Eintrittskarte der Arche Nebra, ein wenig retuschiert.

„Bahn frei!“

„Guck mal, was ich gefunden habe, gerade eben beim Aufräumen drüben!“ Da staunt einer nicht schlecht und fühlt sich beim Anblick des verstaubten, handgemalten Schildes augenblicklich in fröhliche Kinder- und Jugendtage zurückversetzt, wenn es auf dem Höch schallte: „Bahn frei!“ und die Rodelschlitten in Scharen den Berg hinuntersausten. Zweier-, Dreier-, ja sogar 10er-Bobs gab es, die es dann aber doch nicht um die Kurve schafften und meist umkippten. Was für ein Gejohle und ein Spaß. Gickelhahn, Kaperfahrten, Sprungschanze und Bande bauen, Hindernisse umfahren, Bahn ausbessern (manchmal über Nacht auch vereisen) und rodeln, rodeln, rodeln bis spät in die Dunkelheit hinein. Dann saßen die erschöpften Schlittenfahrer nur noch da und erzählten und irgendwann zog auch der letzte seinen Schlitten todmüde aber glücklich nach Hause. Bis zum Morgen…

Die „Achtung Rodelbahn“-Schilder wurden an der Kreuzung Lange Gasse – Freiheitsstraße, für die Eingeweihten bei „Seh’se“, befestigt, um Autofahrer vor den Schlittenfahrern zu warnen, die Geschwindigkeit anpassen zu lassen und bei der Fahrt auf den Höch laut und lange zu hupen. Dann sprangen alle auf und machten ihrerseits die Bahn frei. Blieb das Auto auf den letzten Metern stecken, was oft vorkam, schoben die Rodler kräftig an, um ja schnell wieder selbst fahren zu können – bei guten Bedingungen und ausreichend Schwung manchmal bis zum Feuerwehr-Gerätehaus.

Leider – alles – Geschichte, denn die globale Erwärmung ist auch in unseren Breiten immer deutlicher zu spüren. Die Schneetage wurden und werden von Jahr zu Jahr weniger und wenn mal welcher gefallen ist, liegt er meist nur für wenige Tage. Zu wenig und zu kurz für eine fröhliche Schlittenpartie auf dem Höch. Doch nicht nur der Klimawandel bedeutet, neben dem Split, das Aus für die Rodelbahn. Auch die Moderne leistet ihren Beitrag dazu und die vielfältigen Zerstreuungsmöglichkeiten, man denke da nur an Fernsehen, Handy und Internet, lassen die Menschen dem realen Leben 1.0 zunehmend fernbleiben. Schade eigentlich, denn ein ‚echtes‘ Erlebnis ist mit nichts zu ersetzen. Aber vielleicht liegt ja dieses Jahr doch ein bisschen Schnee zum Après-Ski (das gibt es noch nicht so lange) auf dem Höch!

Das im Schutt wiedergefundene Schild erinnert an manche Geschichte und fand jüngst den Weg in unsere Sammlung. Die schönen Archivfotos in Schwarz-Weiß, die bei den Schlittenpartien und Schneeballschlachten entstanden sind, wollen wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten. Viel Spaß beim Betrachten und Erinnern wünscht

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Fotos: Angelika Gänßler und Isolde Münzel.

Großfahner und Dachwig auf internationaler Bühne

Die 53. Europeade in Namur, Belgien startete mit einem fulminanten Feuerwerk. Auf den Brücken der Stadt sowie an den Ufern der Flüsse Sambre und Maas trafen sich Einwohner und Gäste, um dieses Lichtschauspiel anzusehen. Gleichzeitig begingen alle zusammen den Auftakt des größten Trachten- und Folklore-Festivals Europas.

Dazu reisten beinahe 4000 Trachtenträger, Tänzer, Sänger, Musiker und Fahnenschwinger aus 25 europäischen Ländern in die wallonische Hauptstadt. Hier feierten Jung und Alt fünf Tage lang gemeinsam ihre so unterschiedlichen Kulturen und Traditionen.

Als „Wander-Festival“ ist jedes Jahr eine andere Stadt Gastgeber dieses Folklore-Spektakels. Im Jahr 2013 machte die Europeade in der Residenzstadt Gotha Halt und zelebrierte dort ein unvergessliches Fest zum 50. Jubiläum. Wegen der so positiven Resonanz zur Gothaer Europeade und weil der nächste Austragungsort Kielce – Gothas Partnerstadt in Polen – sein sollte, setzte sich die Stadt das Ziel, zur 51. Europeade eine Bürgerfahrt dorthin mit Interessierten aus dem ganzen Landkreis zu veranstalten. Organisiert wurde die Reise vom Sonnenklar.TV Reisebüro Gotha und geleitet vom Oberbürgermeister der Stadt Knut Kreuch. Und so machen sich seit 2014 zusätzlich zum Fanfaren- und Showorchester Gotha und einer Delegation des Thüringer Landestrachtenverbandes auch Bürgerinnen und Bürger von Stadt und Landkreis und auch die Tänzer des Wechmarer Heimatvereins auf den Weg zur Europeade.

In diesem Jahr sollte Gotha auch durch eine eigene Trachtentanzgruppe in Namur vertreten werden, um die Stadt auch weiterhin bei der Europeade zu präsentieren. Aus diesem Gedanken heraus wurde dann die Thüringer Trachtengruppe Gotha gebildet. Neben Vertretern des Wechmarer Heimatvereins und der Trachtengruppe der Sieben Täler aus Tambach-Dietharz, waren auch vier Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte Großfahner und des Heimat- und Museumsvereins Dachwig mit dabei. Dank der engagierten Anleitung von Trainerin Natalie Kreuch und der Einsatzbereitschaft aller Tänzer konnten die Gothaer in insgesamt vier Auftritten – auch bei der großen Eröffnungsgala mit Gästen aus aller Welt – und dem Festumzug verschiedenste Thüringer Tänze und Musikstücke sowie regionale Trachten vor einem großen, multikulturellen Publikum zeigen.

Auch alle anderen angereisten Gruppen repräsentierten ihre Regionen durch Gesang, Tanz und Trachten. Vor der Kulisse der Stadt Namur und bei meist wolkenlosem Himmel zeigten sie ihr Können und ihre traditionellen Gewänder. Die Gassen waren stets gesäumt mit den buntesten Trachten, gut gelaunter Musik und jeder Menge sehr gastfreundlicher Besucher. An dieser Stelle sei die organisatorische Meisterleistung erwähnt, mit der die Stadt für Schlafplätze, Versorgung, Sicherheit und die Koordination der Veranstaltungen gesorgt hat. Es ist wieder einmal gekonnt gelungen, Menschen, die nicht dieselbe Sprache sprechen, einander eigentlich Fremde sind, vielleicht nicht einmal etwas mit Folklore zu tun haben, durch Singen, Tanzen und eine einzigartige freundschaftliche Atmosphäre zu vereinen.

Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur bunten Kulturlandschaft Europas geleistet und auch die Thüringer Gruppen haben ihren Teil dazu beigetragen. All dies kam dem Geist der Europeade zu Gute. Ziel des Festes ist nämlich, einen friedlichen, respektvollen und harmonischen Umgang mit anderen Nationen, Kulturen und Traditionen zu leben. Einheit durch Unterschiede lautet das Motto der Europeade; Europa soll zusammenstehen. Und das war zu jeder Minute dieses Festivals in den Straßen von Namur spürbar.

Jenny Schmidt für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Fotogalerie

Seeräuber, ahoi!

Für Freitag, den 3. Juni lud der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. zu einem ganz besonderen Themenabend in die Pension „Zum alten Hauptmann“ ein. In einem Lichtbildvortrag mit dem Titel „Fänger & Gefangene – Über das Leben an Bord eines Transport- und Verarbeitungsschiffes (TVS) des Fischkombinates Rostock“ berichtete Brunhild Daniel aus Großfahner sehr anschaulich und gespickt mit vielen witzigen Anekdoten von ihrer Fahrenszeit beim Fischkombinat von 1974 bis 1980. Die Gäste erfuhren vom ihrem Weg zur Hochseefischerei, dem schweren Anfang in der Fischverarbeitung und dem Dienst als Stewardess an Bord eines der beiden größten Fischereischiffe Deutschlands, der ROS 317 „Junge Garde“. Viele Farbfotos, aufgenommen vom Schiffsarzt Dr. Peter Vorndran aus Sonneberg, vermittelten den Gästen einen bemerkenswerten Eindruck vom Leben an Bord, der schweren Arbeit, aber auch von Feierlichkeiten, Freundschaften für’s Leben und eindrucksvollen Naturerlebnissen. Der Schiffskoch Helmut Rudolph aus Großfahner erzählte von seinem „Abenteuer“, einmal versehentlich im Kühlraum des Schiffes eingeschlossen worden zu sein. Um nicht bei minus 27°C zu erfrieren, stapelte er die Frostware einmal komplett um…

Der Vorsitzende des 1. Thüringer Hochseefischer-Stammtisches und ehemalige Offizier, Hans-Georg Weil aus Luisenthal, berichtete anschließend sehr persönlich über die Geschichte der Fischkombinate Rostock und Sassnitz und die besonderen Gegebenheiten, aber auch Probleme in der DDR-Hochseefischerei. Bernd Wenzel aus Meiningen ergänzte mit Berichten und Anekdoten aus seiner Zeit beim Fischkombinat Sassnitz und resümierte, dass es für ihn, und da sprach er für alle anwesenden Seefahrer, die schönste Zeit seines Lebens war. Im Anschluss an die Erzählungen entspann sich eine lebhafte Diskussion und es stellte sich heraus, dass auch ein Schiffskoch der Deutschen Seereederei (DSR) im Publikum saß, der im Nachbarort Dachwig wohnt. Es war ein sehr schöner, gelungener Abend, der kulinarisch mit Fischbrötchen, Wodka mit Räucherspeck und Tee aus dem Samowar keine Wünsche offen ließ.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Referenten, die für diesen Abend weiteste Wege in Kauf nahmen, und bei unseren geschätzten Gästen, die ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkten. Gern hätten es noch ein paar mehr sein können.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Sommertheater 2016 – „Der Kirschgarten“

Das Ensemble des Kinder- und Jugendpfarramtes und der Spiel- und Theaterwerkstatt Erfurt e.V. geht mit dem Stück „Der Kirschgarten“ von Anton Čechov auf Tournee durch Thüringen und Sachsen-Anhalt.

In der heiteren Inszenierung des Regisseurs Stephan Mahn geht es in der Farce in vier Akten um eine Gutsbesitzerin, die ihr Geld zum Fenster hinausgeworfen und Schuldenberge angehäuft hat. Und um einen wunderbaren Kirschgarten, der abgeholzt werden soll, um Ferienhäusern Platz zu machen

Doch was bleibt, wenn der Kirschgarten verkauft wurde? Čechov hat dafür eine Antwort: Das Leben! Das Leben als ein Spiel, bei dem der feste Grund unter den Füßen zu wanken beginnt.

Es geht in Čechovs Stück um die Übergänge der Gesellschaften, in der das Alte geht und die Konturen neuer Welten sichtbar werden.

Es ist ein Endspiel, bei dem der feste Grund unter den Füßen zu wanken beginnt, mit Melancholie und es ist zugleich die still – jubelnde Erwartung.


Spieltermin für Großfahner Pfarrgarten: Mittwoch, 3. August 2016, 20.00 Uhr

PLAKAT: Sommertheater 2016


Zeitsplitter: 16. Juni 1928

Unscheinbare Dokumente, auf dem Dachboden, in der Kommode oder in einem Nachlass gefunden, erhellen manchmal kleine Episoden in der Geschichte des Ortes – Zeitsplitter. Hier fragt der stellvertretende Vorsitzende der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Großfahner, Otto Fleischmann, beim Sanitätsrat Dr. Keßler in Gotha an, ob nach dem Ableben des Vereinsvorstandes ein neuer Kolonnenführer gewählt werden müsse. Sanitätsrat Dr. Keßler antwortete in schönster Arztschrift, dass „selbstverständlich ein neuer Vorstand gewählt werden müsse, der Stellvertretende Vorstand die Geschäfte aber einstweilen weiterführe“. Das kleine Porträtfoto zeigt den damaligen Vorsitzenden der Kolonne, Richard Fleischmann. Er verstarb am 8. Juni 1928 im Alter von 67 Jahren an einer schweren Krankheit. Die im Jahr 1894 gegründete Sanitätskolonne des Roten Kreuzes gehörte damals zu den Institutionen in Großfahner und hatte viele Mitglieder, die im 1. Weltkrieg dienten. Ihr Werdegang liegt noch im Dunkel der Geschichte, da kaum mehr als Fotos und einige wenige Schriftstücke bekannt sind.

Ne dreckschde Baambliedn

Es ist kalt. Zu kalt für die Obstbäume, die derzeit in der Blüte stehen. Durch die Polarluft verlangsamt sich der Wachstumsprozess, die für die Bestäubung der Blüten so wichtigen Bienen fliegen weniger und die Bäume gehen ins Laub, sodass zwischen dem Weiß der Blüten bereits das erste Blattgrün zu sehen ist – eine dreckschde, eine „schmutzige“ Baumblüte also. Alte fahnersche Mundart vom Feinsten!

Gruß aus Neunzehnhundert

Dieses Mal war die Heimreise der abgebildeten Ansichtskarte aus Großfahner nicht ganz so weit wie die aus Buenos Aires in Argentinien – sie kam aus Eisenberg. Das Besondere an der Karte ist einerseits die schöne Lithographie und andererseits die Absenderin, die, ganz am linken Rande, als Freifrau Gabriele von Seebach zu erkennen ist. Sie schreibt an die Gräfin Reuttner von Weyl in Achstetten. Gabriele Freifrau von Seebach wurde am 13. Januar 1855 geboren und war mit Friedrich-Tilo von Seebach verheiratet. Sie gehörte der Linie Großfahner Schieferschloss an, welcher kein männlicher Stammhalter beschieden war. So kam das Schieferschloss Großfahner durch die Heirat der einzigen Tochter Brigitta (1889-1947) zunächst an die Familie von Rappardt und später an die Familie von Minnigerode. Aus diesem Grund stand das Schieferschloss seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts leer oder war vermietet. Die Nachfahren der Linie Großfahner Schieferschloss leben heute unter anderem in der Hansestadt Bremen.

Gabriele von Seebach († 1926) und ihr Mann Friedrich-Tilo, genannt Fritz von Seebach (1852-1934), liegen auf dem Friedhof der Gemeinde in einem Familiengrab an der östlichen Friedhofsmauer begraben. Das eindrucksvolle Grabmal ist im Gegensatz zu den anderen Familiengräbern erhalten geblieben und unten abgebildet. Auch sind hier die Eltern von Friedrich-Tilo, Eduard von Seebach (1806-1869) und Ida von Seebach, geb. Wagner (1818-1889) bestattet. An die Familie von Seebach, die von 1412 bis 1945, also über 500 Jahre in Groß- und Kleinfahner ansässig war, erinnert heute ein Gedenkstein mit einer Bronzetafel auf dem Friedhof von Großfahner.

Das Familiengrab der Linie von Seebach Großfahner Schieferschloss auf dem Friedhof von Großfahner.

Das Familiengrab der Linie von Seebach Großfahner Schieferschloss auf dem Friedhof von Großfahner.

Gedenkstein für die Familie von Seebach auf Groß- und Kleinfahner, 1412-1945, auf dem Friedhof von Großfahner.

Gedenkstein für die Familie von Seebach auf Groß- und Kleinfahner, 1412-1945, auf dem Friedhof von Großfahner.