Archiv der Kategorie: Dinge

Digitalkamera für den Verein für Heimatgeschichte

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Diese Metapher macht deutlich, wie wichtig Bilder in unserer Gesellschaft sind, denn sie vermitteln auf einfachste Weise Informationen und sind sehr viel einprägsamer als ein Text. Außerdem sind sie neben schriftlichen Quellen ein wichtiger Bestandteil der Geschichtsforschung. Ohne Fotos wüssten wir zum Beispiel sehr viel weniger über unsere neuere Dorfgeschichte und wie sich das Antlitz des Ortes über einen langen Zeitraum veränderte. Es ist für uns als Verein für Heimatgeschichte sehr wichtig, neben Texten auch bildliche Quellen wie Skizzen, Zeichnungen aber vor allem Fotos zu sammeln, zu beschreiben und sicher zu archivieren. Mit der Übergabe einer neuen, digitalen Spiegelreflexkamera durch Niels Wolfram vom Kfz-Meisterbetrieb Bernd Wolfram GmbH in Großfahner sind wir nun in der glücklichen Lage, eine hochwertige Kamera unser Eigen zu nennen und selbst gute Fotos für das im Wachsen begriffene Vereinsarchiv anzufertigen. Damit hat auch das Ausleihen einer Kamera von Privat ein Ende und wir können jederzeit auf die Vereinskamera zurückgreifen. Ein großer Vorteil, wenn’s mal schnell gehen und ein Foto gemacht werden muss. Die Anlässe dazu sind vielfältig und die Fotos von heute wichtige Zeitzeugnisse von morgen. Für die Bereitstellung der neuen Vereinskamera danken wir unserem Sponsor sehr herzlich!

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Buch-Neuerscheinung: „Zwischen Wellen und Wolken“

„Sie trotzten den Gewalten des Meeres, dem hohen Seegang im Atlantik und den Stürmen im Eismeer. Sie hievten manchmal 24 Stunden ohne Schlaf die prall gefüllten Netze auf Deck und schlachteten Tag und Nacht Fische. Sie schmuggelten Schnaps in Kanada und Zigaretten in England, hingen bei der ersten Reise seekrank über der Reling und versoffen im Rostocker „Haus der Hochseefischer“ die halbe Heuer. Sie brieten fliegende Fische, wurden am Äquator von Neptun getauft und nach einem 100-Tage-Törn von Freundin und Familie sehnsüchtig zu Hause erwartet. Alle Abenteuer, die man als Seemann oder Seefrau zwischen Wellen und Wolken erlebt, kennen sie.

Doch noch nie haben die meisten von ihnen über diese Abenteuer, die harte Arbeit, die Sehnsüchte, über ihr Leben als Hochseefischer geschrieben. In diesem Buch tun sie es zum ersten Mal.“ (*)


Der 1. Thüringer Hochseefischer Stammtisch n.e.V. gibt seit 2. Dezember 2017 sein neues Buch „Zwischen Wellen und Wolken – Hochseefischer erzählen Abenteuer aus ihrer Fahrenszeit“ heraus. Da wir mit dem Hochseefischer-Stammtisch eng zusammenarbeiten und zwei unserer Vereinsmitglieder Mitautoren des Buches sind, freuen wir uns sehr, Ihnen diesen Titel empfehlen zu dürfen.

Das 310 Seiten und über 50 historische Abbildungen umfassende Buch (ISBN 978-3-00-057631-7) kostet 10 Euro zzgl. Verandkosten und ist beim Friedrich-Bödecker-Kreis für Thüringen e.V. erhältlich unter der Email-Adresse:

fbk@fbk-th.de

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

P.S.: Bestellungen bitte direkt an den Verlag senden, NICHT an die Email-Adresse des Vereins. Vielen Dank!

(*) Text leicht verändert.

Kirmes-Plakette aus dem Jahr 1949

Diese alte Plakette erhielt der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. kürzlich von einem brandenburgischen Sammler. Sie besteht aus einseitig rot kaschierter Pappe mit anhängender Sicherheitsnadel. Der schwarze, standardisierte Aufdruck zeigt ein Tanzpaar und die Aufschrift Kirmes Groß-Fahner 1949. Damit ist die gut erhaltene Plakette, die gleichzeitig als Wieder-Eintrittskarte fungierte, nahezu 70 Jahre alt. Derartige Ab­zeichen sind recht selten, da das Material, anders als Metall, nicht besonders beständig ist. Wir freuen uns daher umso mehr, sie nun in unseren Sammlungsbestand auf­zu­neh­men und Ihnen heute vorstellen zu können.


Sie besitzen ein Original, welches die Geschichte des Dorfes belegt und sind überzeugt, dass es in unserer Sammlung gut aufgehoben ist? Oder Sie möchten es uns gern für eine Objektdokumentation (Digitalscan, Foto, Beschreibung) und unsere Geschichtsarbeit kurzzeitig leihen? Kein Problem! Wir freuen uns über ihre Mitteilung unter heimat-grossfahner@web.de.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

No. 417, Baujahr 1919

Schwer liegt der große Eisenschlüssel in der Hand. Er rastet im Schloss ein und mit einem leichten Dreh öffnet er den Riegel, der das Eingangsportal der Kirche „Sankt Peter & Paul“ in Großfahner versperrt. Wir begeben uns auf Spurensuche für ein Buch, das drei Uhren- und Geschichtsenthusiasten aus Gräfenroda und Waltershausen schreiben wollen – über die ehemalige Turmuhrfabrik und Mechanische Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda. Harald Siefert aus Gräfenroda bat uns per Email, doch einmal nachzusehen, ob in Großfahner noch eine Kühn’sche Turmuhr steht, welche Nummer sie hat und wer sie wartet. Die Gemeinde Großfahner steht auf einer alten Liste der Firma Kühn, zusammengestellt um das Jahr 1930.

„Das Betreten des Turmes ist Unbefugten verboten. Zuwiderhandlung wird mit 10 Reichsmark bestraft! Der Bürgermeister.“ steht da auf einem handgemalten Holzschild am Eingang zum Turm, das von früheren Zeiten kündet. Tatsächlich gehörte der Turm nicht der Kirche sondern der Gemeinde, die damit auch für ihn verantwortlich war. Ob Olga Nöthlich und Fritz Brill auch die 10 Reichsmark zahlen mussten, als sie im Frühjahr 1945 unter Einsatz ihres Lebens die weiße Fahne auf dem Kirchturm hissten?

Die dicken Eichenstufen im Turm knarren unter unseren Füßen und wir hinterlassen unsere Spuren im Staub, der neben den Spinnweben allgegenwärtig ist. Auf der ersten Etage angekommen, erblicken wir bereits die schweren Gewichte, die, an Stahlseilen hängend, die Mechanik der Uhr antreiben. Besser gesagt antrieben, denn hier bewegt sich seit vielen Jahrzehnten nichts mehr. Doch dazu später mehr. Noch zwei Etagen müssen wir erklimmen und dann stehen wir vor einem hölzernen Verschlag mit einer Tür. Auf den Brettern erkennen wir verschiedene Inschriften aus den 40er, 50er und 60er Jahren. Alles Einträge von technischen Wartungen der Turmuhr – von Karl-Heinz Fabig aus Gräfenroda zum Beispiel. Die Tür lässt sich nur schwer öffnen, das alte Kastenschloss klemmt. Doch sie geht unter einigem Ächzen auf. Dahinter, unscheinbar und eingehaust in einem hölzernen Uhrenkasten finden wir sie: die alte, stumme Turmuhr. Und tatsächlich: auf dem Uhrenkasten befindet sich eine gegossene Firmenplakette mit floralen Jugendstil-Elementen und dem Schriftzug „Wilhelm Kühn Turmuhren-Fabrik Gräfenroda.

Firmenplakette der Firma Wilhelm Kühn Turmuhrenfabrik Gräfenroda in Thüringen.

Firmenplakette der Firma Wilhelm Kühn Turmuhren-Fabrik Gräfenroda in Thüringen.

Wir öffnen behutsam den Kasten und nehmen die Frontverkleidung ab. Wunderschön sieht sie aus und auch nach vielen Jahrzehnten wie frisch aus der Werkstatt. Dabei hat sie nun fast 100 Jahre auf dem Buckel. Die großen, blanken Zahnräder heben sich deutlich gegen das in leuchtendem Grün lackierte Gestell aus Gusseisen ab. Direkt auf dem Gestell entdecken wir das mit laufender Nummer und Jahreszahl versehene Schild „Thurmuhrfabrik & Mechanische Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda / Th., No. 417 Anno 1919“. Treffer!

Seriennummer und Jahr der Herstellung der großfahnerschen Turmuhr.

Seriennummer und Jahr der Herstellung der großfahnerschen Turmuhr.

Hier liegt die Kurbel, da steht das Ölkännchen, gerade so, als wäre die Uhr nur kurze Zeit außer Betrieb. Was ist das? Da ist ein Zettel angeheftet! Nachdem wir den Staub etwas entfernt haben, können wir dort lesen: „Von Station Gräfenroda nach Station Döllstädt über Gotha am 6. Juni 1919.“ Der Lieferschein, der die Uhr von Gräfenroda nach Großfahner begleitete! Jemand hat sich die Mühe gemacht, den kleinen, unscheinbaren Beleg mit Eisenstiften in den Uhrenkasten zu heften. Was für ein Glücksfall, denn Harald Siefert wird uns später berichten, dass er nur einen einzigen weiteren Beleg für einen derartigen Lieferschein kenne. Sie wurden wohl in der Regel nach dem Einbau entfernt und weggeworfen.

Warenbegleit bzw. Lieferschein der großfahnerschen Turmuhr von Gräfenroda zum Bahnhof Döllstädt am 6. Juni 1919, angeschlagen im Uhrenkasten.

Warenbegleit- bzw. Lieferschein der großfahnerschen Turmuhr von Gräfenroda zum Bahnhof Döllstädt am 6. Juni 1919, angeschlagen im Uhrenkasten.

Pfarrer Arthur Meng schreibt in den Heimatglocken, dem evangelischen Gemeindeblatt für Großfahner in der Ausgabe Mai/Juni 1919 über die Inbetriebnahme der Uhr: „Am 20. Juni ging endlich ein langgehegter Wunsch der Gemeinde in Erfüllung. An diesem Tage wurde die neue Turmuhr dem Betrieb übergeben. Seit vielen Jahrzehnten war die Gemeinde eigentlich ohne rechte Uhr, da die alte nur ganz dürftig ihren Zweck erfüllte. Das eigentliche Werk ist alt, denn an einer Seite des eisernen Gestells ist zu lesen: Verfertigt von dem Fürstl. Schwarzb. Rudolst. Hofuhrmacher Georg Andreas Eberhardt, Stadilm i. Jahre 1796. Nach einer anderen Angabe soll sie 1805 aufgestellt sein. Doch wird die erste Lesart wohl die richtigere sein. Nach Erbauung des neuen Turmes 1875 ist auch die Uhr repariert worden. Jedenfalls hat die Gemeinde davon wenig gespürt. Die neue Uhr ist ein Werk der bekannten und angesehenen Turmuhrfirma Wilhelm Kühn in Gräfenroda. Sie läuft ununterbrochen 8 Tage und ist bester und neuester Konstruktion. Möge das Werk den Meister loben. Unserer Gemeinde aber möchte die Uhr Stunden schlagen, die zweierlei bringen: Gottesfrieden und täglich Brot!“

Wir machen die von Harald Siefert gewünschten Fotos, schließen den Uhrenkasten dicht ab und überlassen die Uhr wieder der Stille. Doch damit ist es nicht getan, denn der schwierigste Teil der Spurensuche steht noch bevor. Wer hat die Uhr gewartet und jede Woche aufgezogen, bis sie stillgelegt und durch ein elektronisches Funkwerk ersetzt wurde? Dazu müssen wir die älteren Einwohner finden, die sich daran vielleicht noch erinnern können. Nach vielem Fragen werden wir letztendlich beim ehemaligen Kirchenratsmitglied und Posaunisten Arno Lütz in der Mittelgasse fündig. Der rüstige Fünfundachtzigjährige erinnert sich, dass Frieda und Hans Ernst sowie Herbert Heinemann und vor allem Paul Kühn, der mit der Familie Kühn aus Gräfenroda keine verwandtschaftlichen Beziehungen hatte, die Uhr über die Jahre warteten und wöchentlich aufzogen. Da die Stilllegung der Kirchturmuhr nun schon einige Jahrzehnte zurück liegt, ist es schwierig, genau zu sagen, wer sie zu welcher Zeit betreute und wann ihre letzte Stunde schlug. Darüber gibt es leider keine bekannten Aufzeichnungen. So muss es reichen und die Informationen gehen zusammen mit den Fotos nach Gräfenroda, wo sie schon sehnlichst erwartet werden, denn die Zeit drängt.

Rotraut Greßler, Ursula Schwientek (eine Nachfahrin der Kühns) und Harald Siefert veröffentlichten ihr Manuskript zum Buch am 19. November 2016 in der St. Laurentius-Kirche zu Gräfenroda vor einem großen, interessierten Publikum. Das Druckwerk erschien kurze Zeit später am 26. Dezember des Jahres. Nun halten auch wir ein Exemplar für unsere Vereinsbibliothek in Händen, blättern, suchen und finden „unsere“ Uhr auf Seite 142, hinter Nummer 416 in der Kirche St. Jacobus in Zimmernsupra und vor Nummer 418 in der Dorfkirche Großliebringen. Wir können teilhaben an der akribisch recherchierten Firmengeschichte der Thurmuhrfabrik & Mechanischen Werkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda, eintauchen in über 150 Jahre Kultur- und Technikgeschichte und erfahren viele historische Details über die Kühns und ihre Uhren, mit denen sie sich in Thüringen, Deutschland, Europa, ja der ganzen Welt einen Namen gemacht und ein Denkmal gesetzt haben. Und wir ziehen den Hut vor der herausragenden Leistung, die unzähligen Informationen, Fotos und Details aus Nah und Fern in einem Buch vereint zu haben, das seines Gleichen sucht. Chapeau!

DAs Buch "Kühnsche Turmuhren aus Gräfenroda", erschienen im Eigenverlag Rotraus Greßler.

Das Buch „Kühnsche Turmuhren aus Gräfenroda“, erschienen im Eigenverlag Rotraut Greßler.

Wer das Buch (ISBN: 978-3-932655-53-1) zum Preis von 29,80 Euro zzgl. Versand bestellen, die Turmuhr der eigenen Heimatgemeinde und die Geschichte der Fabrik entdecken möchte, wende sich am besten an die Herausgeberin: Rotraut Greßler in Waltershausen. Email: info@sagestreffend.de. Weitere Informationen zum Buch gibt es hier: www.sagestreffend.de/inhalte/kuehnsche_turmuhren.

Wir können es nur empfehlen!

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Einige Orte in der Umgebung, die eine im Betrieb befindliche Kühn’sche Turmuhr besitzen mit Nummer und Jahr der Herstellung: Gierstädt (358/1910), Kleinfahner (144/1885), Herbsleben (388/1914), Nägelstedt (403/1916), Eschenbergen (455/1924), Hausen (481/1926), Bufleben (93/1875). Alle Angaben zu den Uhren der umliegenden Orte wurden aus dem Buch entnommen.

Umsonst-Regal in Großfahner

Jetzt gibt es endlich auch bei uns eines – ein Umsonst-Regal. Das Regal soll eine einfache Möglichkeit bieten, gebrauchte, gut erhaltene Gegenstände unkompliziert weitergeben zu können, damit sie ein neues Zuhause bekommen und nicht irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden verstauben oder irgendwann gar entsorgt werden. Das hat vor allem mit dem Wunsch zu tun, einen nachhaltigeren Konsum und einen bewussteren Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu fördern und die Menschen dafür zu sensibilisieren. Ganz nebenbei ist es aber auch für die Gemeinschaft schön, wenn Dinge des täglichen Bedarfs hier eingestellt oder gefunden werden können. Der Geber ist es los und der Nehmer freut sich – ein Gewinn für beide Seiten und ebenso für die Umwelt, da die Lebensdauer der Gegenstände „verlängert“ wird.

Wie funktioniert das nun mit dem Umsonst-Regal und wo ist es zu finden? Der Standort befindet sich im alten Landwarenhaus in der Mittelgasse 111 in Großfahner. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Regal im Flur des Gebäudes unterzubringen, um es vor Witterungseinflüssen zu schützen. Zugang zum Regal erhält man während der Öffnungszeiten der Landfleischerei, Dienstags bis Mittwoch von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr, Donnerstag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr und Samstags von 7.00 bis 11.00 Uhr. Eingestellt werden dürfen Gegenstände des täglichen Bedarfs, also Geschirr, Gläser, Besteck, Kochutensilien, aber auch Dekorationsartikel und vor allem Bücher – eigentlich alles, was ein Haushalt so braucht. Die Gegenstände sollen gut erhalten, sauber und in einem brauchbaren Zustand sein, damit sie weiter verwendet werden können. Sperrige Dinge, Kleidung und Lebensmittel dürfen aufgrund des wenigen Platzes und bzw. wegen Verderblichkeit nicht eingestellt werden, doch dafür wollen wir noch eine Pinwand mit Suche-Biete-Kategorien einrichten. Hier kann später jeder eine Nachricht hinterlassen, der etwas anzubieten hat oder etwas bestimmtes sucht – lokal, regional, nachhaltig.

Wir haben als Verein die Verantwortung für das Regal übernommen und werden regelmäßig nach dem Rechten sehen und ggf. aufräumen oder aussortieren. Wir wünschen uns, dass es aktiv angenommen wird, stets ordentlich bleibt und einen Beitrag zum Wohle der Dorfgemeinschaft und zum Umweltschutz leistet.

Euer Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Großformat-Scanner gesponsert

Wer sich mit Geschichte beschäftigt, kommt nicht umhin, alte, zum Teil einmalige Dokumente zu sammeln und diese für die Text- und Bildbearbeitung aufzubereiten, sprich zu digitalisieren. Die Digitalisierung erleichtert die Erschließung und Zugäng­lich­ma­chung der Dokumente und schont zusätzlich die Originale, da diese nach dem Scannen nicht mehr so oft beansprucht werden müssen und sicher in einem Archiv verwahrt werden können. Schon lange war es der Wunsch unseres Vereins, einen Scanner zu erwerben, mit dem Großformate wie Zeitungen und Fotoalben zeit­sparend und schonend digitalisiert werden können. Dieser Wunsch ist nun in Er­füllung gegangen. Mit finanzieller Hilfe des Kfz-Meisterbetriebs Bernd Wolfram GmbH konnten wir einen Mustek A3-Scanner F1200N erwerben, der es uns fortan er­möglicht, auch große Formate ohne aufwendige Bastelei zu digitalisieren, zu archivieren und damit zu arbeiten. An dieser Stelle sei dem Sponsor sehr herzlich dafür gedankt!

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Brennholz, oder was?

Das könnte man durchaus annehmen beim Anblick dieser ramponierten Holzkonstruktion, die Gunter Weiß unlängst aus dem Dunkel seiner Scheune hervor holte. Doch wie immer ist es nicht einfach nur ein Stück wertloses Holz, sondern ein Stück mit einer Geschichte, die wir heute kurz erzählen wollen.

Vor etwa 80 Jahren noch gehörte eine solche Konstruktion zur Grundausstattung eines jeden Haushaltes auf dem Land. Sie wurde gut gehütet, denn sie war bei der Zubereitung einer ganz bestimmten Speise, die den Vitaminbedarf über die langen Wintermonate decken half und auch noch gut schmeckte, unerlässlich. Dabei war die Arbeit mit diesem Gerät anstrengend und zeitraubend, denn es war gleich über mehrere Stunden im Dauereinsatz. Der Benutzer musste sich hüten, auch nur eine Minute lang zu träumen oder anderen Dingen nachzugehen, sonst konnte es passieren, dass die Speise schnell ungenießbar wurde und die viele Arbeit vorher umsonst. Anstrengend deshalb, weil es ordentlich Muskelkraft bedurfte und die Arbeit an einem kochenden Kessel verrichtet werden musste. Dabei konnte auch schon mal ein Unfall passieren, denn diese Arbeit war auch nicht ganz ungefährlich. Vor allem musste man sich vor kochendheißen Spritzern in Acht nehmen.

Spannender können wir es nun nicht mehr machen. Haben Sie eine Idee, um was es sich hier handelt und welche Speise damit zubereitet wurde? Ja! Nein? Vielleicht? Des Rätsels Lösung: ein Muß-Löffel. Damit wurde im Spätsommer das frische Pflaumenmus beim Kochen im Kessel ständig umgerührt, damit es nicht am Kesselboden anbrannte und den Geschmack verdarb. Da hieß es rühren, rühren, rühren. Und wehe, man hing mal seinen Gedanken nach und vergaß darüber das Arbeiten. Eins, zwei, drei – und die ganze Chose war angebrannt und wurde bitter. Säckeweise Pflaumen pflücken, waschen, lüften, würzen – alles für die Katz. Und selbst die wollte das Angebrannte dann auch nicht fressen.

Der Rührer, hier mit leicht verkürztem Stiel weil schon von gefräßigen, holzbohrenden Insekten verspeist, landet nun im digitalen Archiv, weil das Original nicht mehr zu retten ist. Da hilft nur ein Foto, Maß nehmen und nachbauen. Die Geschichte dazu aber bleibt.

Am Ende also doch: Brennholz.

Unser Dank geht an Gunter Weiß für den Löffel und die Geschichte dazu!

„Bahn frei!“

„Guck mal, was ich gefunden habe, gerade eben beim Aufräumen drüben!“ Da staunt einer nicht schlecht und fühlt sich beim Anblick des verstaubten, handgemalten Schildes augenblicklich in fröhliche Kinder- und Jugendtage zurückversetzt, wenn es auf dem Höch schallte: „Bahn frei!“ und die Rodelschlitten in Scharen den Berg hinuntersausten. Zweier-, Dreier-, ja sogar 10er-Bobs gab es, die es dann aber doch nicht um die Kurve schafften und meist umkippten. Was für ein Gejohle und ein Spaß. Gickelhahn, Kaperfahrten, Sprungschanze und Bande bauen, Hindernisse umfahren, Bahn ausbessern (manchmal über Nacht auch vereisen) und rodeln, rodeln, rodeln bis spät in die Dunkelheit hinein. Dann saßen die erschöpften Schlittenfahrer nur noch da und erzählten und irgendwann zog auch der letzte seinen Schlitten todmüde aber glücklich nach Hause. Bis zum Morgen…

Die „Achtung Rodelbahn“-Schilder wurden an der Kreuzung Lange Gasse – Freiheitsstraße, für die Eingeweihten bei „Seh’se“, befestigt, um Autofahrer vor den Schlittenfahrern zu warnen, die Geschwindigkeit anpassen zu lassen und bei der Fahrt auf den Höch laut und lange zu hupen. Dann sprangen alle auf und machten ihrerseits die Bahn frei. Blieb das Auto auf den letzten Metern stecken, was oft vorkam, schoben die Rodler kräftig an, um ja schnell wieder selbst fahren zu können – bei guten Bedingungen und ausreichend Schwung manchmal bis zum Feuerwehr-Gerätehaus.

Leider – alles – Geschichte, denn die globale Erwärmung ist auch in unseren Breiten immer deutlicher zu spüren. Die Schneetage wurden und werden von Jahr zu Jahr weniger und wenn mal welcher gefallen ist, liegt er meist nur für wenige Tage. Zu wenig und zu kurz für eine fröhliche Schlittenpartie auf dem Höch. Doch nicht nur der Klimawandel bedeutet, neben dem Split, das Aus für die Rodelbahn. Auch die Moderne leistet ihren Beitrag dazu und die vielfältigen Zerstreuungsmöglichkeiten, man denke da nur an Fernsehen, Handy und Internet, lassen die Menschen dem realen Leben 1.0 zunehmend fernbleiben. Schade eigentlich, denn ein ‚echtes‘ Erlebnis ist mit nichts zu ersetzen. Aber vielleicht liegt ja dieses Jahr doch ein bisschen Schnee zum Après-Ski (das gibt es noch nicht so lange) auf dem Höch!

Das im Schutt wiedergefundene Schild erinnert an manche Geschichte und fand jüngst den Weg in unsere Sammlung. Die schönen Archivfotos in Schwarz-Weiß, die bei den Schlittenpartien und Schneeballschlachten entstanden sind, wollen wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten. Viel Spaß beim Betrachten und Erinnern wünscht

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

Fotos: Angelika Gänßler und Isolde Münzel.

Zeitsplitter: 16. Juni 1928

Unscheinbare Dokumente, auf dem Dachboden, in der Kommode oder in einem Nachlass gefunden, erhellen manchmal kleine Episoden in der Geschichte des Ortes – Zeitsplitter. Hier fragt der stellvertretende Vorsitzende der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Großfahner, Otto Fleischmann, beim Sanitätsrat Dr. Keßler in Gotha an, ob nach dem Ableben des Vereinsvorstandes ein neuer Kolonnenführer gewählt werden müsse. Sanitätsrat Dr. Keßler antwortete in schönster Arztschrift, dass „selbstverständlich ein neuer Vorstand gewählt werden müsse, der Stellvertretende Vorstand die Geschäfte aber einstweilen weiterführe“. Das kleine Porträtfoto zeigt den damaligen Vorsitzenden der Kolonne, Richard Fleischmann. Er verstarb am 8. Juni 1928 im Alter von 67 Jahren an einer schweren Krankheit. Die im Jahr 1894 gegründete Sanitätskolonne des Roten Kreuzes gehörte damals zu den Institutionen in Großfahner und hatte viele Mitglieder, die im 1. Weltkrieg dienten. Ihr Werdegang liegt noch im Dunkel der Geschichte, da kaum mehr als Fotos und einige wenige Schriftstücke bekannt sind.

Gruß aus Neunzehnhundert

Dieses Mal war die Heimreise der abgebildeten Ansichtskarte aus Großfahner nicht ganz so weit wie die aus Buenos Aires in Argentinien – sie kam aus Eisenberg. Das Besondere an der Karte ist einerseits die schöne Lithographie und andererseits die Absenderin, die, ganz am linken Rande, als Freifrau Gabriele von Seebach zu erkennen ist. Sie schreibt an die Gräfin Reuttner von Weyl in Achstetten. Gabriele Freifrau von Seebach wurde am 13. Januar 1855 geboren und war mit Friedrich-Tilo von Seebach verheiratet. Sie gehörte der Linie Großfahner Schieferschloss an, welcher kein männlicher Stammhalter beschieden war. So kam das Schieferschloss Großfahner durch die Heirat der einzigen Tochter Brigitta (1889-1947) zunächst an die Familie von Rappardt und später an die Familie von Minnigerode. Aus diesem Grund stand das Schieferschloss seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts leer oder war vermietet. Die Nachfahren der Linie Großfahner Schieferschloss leben heute unter anderem in der Hansestadt Bremen.

Gabriele von Seebach († 1926) und ihr Mann Friedrich-Tilo, genannt Fritz von Seebach (1852-1934), liegen auf dem Friedhof der Gemeinde in einem Familiengrab an der östlichen Friedhofsmauer begraben. Das eindrucksvolle Grabmal ist im Gegensatz zu den anderen Familiengräbern erhalten geblieben und unten abgebildet. Auch sind hier die Eltern von Friedrich-Tilo, Eduard von Seebach (1806-1869) und Ida von Seebach, geb. Wagner (1818-1889) bestattet. An die Familie von Seebach, die von 1412 bis 1945, also über 500 Jahre in Groß- und Kleinfahner ansässig war, erinnert heute ein Gedenkstein mit einer Bronzetafel auf dem Friedhof von Großfahner.

Das Familiengrab der Linie von Seebach Großfahner Schieferschloss auf dem Friedhof von Großfahner.

Das Familiengrab der Linie von Seebach Großfahner Schieferschloss auf dem Friedhof von Großfahner.

Gedenkstein für die Familie von Seebach auf Groß- und Kleinfahner, 1412-1945, auf dem Friedhof von Großfahner.

Gedenkstein für die Familie von Seebach auf Groß- und Kleinfahner, 1412-1945, auf dem Friedhof von Großfahner.