Archiv der Kategorie: Natur

Ein Häuschen steht im Walde…

Das Häuschen, das wir mit der an das volkstümliche Kinderlied angelehnten Überschrift meinen, ist das Forsthaus Großfahner, welches auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann. Es war das Jagd- und Pirschhaus der Familie von Seebach, die bis 1946 in Großfahner ansässig war. Genutzt wurde es vor allem von den Forstbeamten, die für die Hege und Pflege des Waldes verantwortlich waren. Doch auch bei Gesellschaftsjagden diente es als zentraler Anlaufpunkt. Auf alten Karten heißt es da auch noch „Großfahner Weiße Hütte“, was jedoch nichts mit der Weißen Hütte im Tonnaischen Wald zu tun hat. Das kleine, damals noch zweistöckige Gebäude mit fast quadratischem Grundriss bot sogar Pferden Schutz, denn das Erdgeschoss barg bei aller Enge Stellplätze für diese. Über eine hölzerne Treppe gelangte man ins Obergeschoss, wo sich die Jäger und Förster aufhalten konnten. Da das Haus 1946 durch die Bodenreform in Privathand kam, war sein Nutzen schließlich nicht mehr gegeben und es verfiel in den 60er Jahren zusehends, bis nur noch herumliegende Bruchsteine und die zwei vor dem Haus stehenden Kastanienbäume an seinen Standort erinnerten.

Das Forsthaus Großfahner in einer  Postkartenansicht um 1910.

Das Forsthaus Großfahner in einer Postkartenansicht um 1910.

Die Idee, das Försterhäuschen wieder aufzubauen, wurde 1999 durch die im Jahr 1997 neu gegründete Forstbetriebgemeischaft „Im Hirschgrund“ Großfahner verwirklicht. Heute können sich Wanderer und Naturfreunde in dem inzwischen sehr beliebten Kleinod im Fahnerschen Wald von einer anstrengenden Tour erholen. Ein rustikaler Tisch mit zwei Bänken und ein bequemes Sofa, auf dem man bei großer Müdigkeit auch mal ein Nickerchen halten kann, stehen hierfür bereit. Und wenn es draußen vor Kälte klirrt und knackt, sorgt ein Holzofen für wohlige Wärme.

Das "Försterhäuschen" in den 50er Jahren. Foto von Rolf Weiss ().

Das „Försterhäuschen“ in den 50er Jahren. Foto von Rolf Weiss (†).

Das Haus steht ganzjährig offen und heißt alle Wanderlustigen herzlich willkommen! Der Wunsch sei hinzugefügt, dass man es sauber und ordentlich verlassen möge, damit sich noch lange viele Wanderer daran erfreuen können und darin Schutz finden.

Das Forsthaus Großfahner heute.

Das Forsthaus Großfahner heute.

Tussilago farfara (Huflattich)

Die Märzenbecher sind fast verblüht und nach und nach gesellen sich Leberblümchen, Gelbes und Weißes Buschwindröschen und das Himmelsschlüsselchen zur Frühlingsblüten-Sinfonie auf den Fahnerschen Höhen. Wie kleine, gelbe Farbkleckse leuchten zur Zeit auch die Blüten des Huflattichs (Tussilago farfara) aus dem tristen Graubraun des Altlaubs und strecken sich der wärmenden Sonne entgegen.

Botaniker kennen einen schönen Spruch, um sich den nicht ganz einfachen latenischen Namen des Huflattichs und seine medizinische Wirkung zu merken:

Schmatzend fraß die Kuh-Mama Tussilago farfara und sprach zum Kindchen Kalb: „Mach niemals eine Sache halb! Friss Blüten, Stengel und die Blätter, dann bleibst Du gesund bei jedem Wetter!“

Wikipedia verrät außerdem, dass man die großen, behaarten Blätter auch für andere Zwecke verwenden kann. Nun denn.

Frühlings-Knotenblume

Die Frühlings-Knotenblume, botanisch Leucojum vernum oder im Volksmund schlicht und einfach Märzenbecher genannt, ist in den Fahnerschen Höhen einer der ersten Frühlingsboten. Zeitig zeigen sich die ersten grünen Blattspitzen unter dem Laub des Vorjahres und mit dem herannahenden Frühling wagt sie sich an besonders geschützten Stellen früh aus ihrem schattigen Versteck. Ihre weißen, glockenförmigen Blüten leuchten schon von Weitem und die ausgedehnten Vorkommen am Nordhang des Höhenzuges locken viele Menschen heraus in die Natur.

Der Frühling ist da!

Zeitung & Morgenmilch

So wie auf diesem Foto wird es die Kombination aus druckfrischer Tageszeitung und Morgenmilch wohl kaum noch geben. Der Vorteil einer Milchkuh als Zugtier war eben auch immer der Zugang zu frischer Milch wenn es den Bauern oder, wie auf dem Foto zu sehen, den Zeitungsjungen einmal dürstete. Wohl bekomm’s!

Die Fahnerschen Höhen

Die Fahnerschen Höhen sind ein landschaftlich und ökologisch sehr reizvolles Natur- und Landschaftsschutzgebiet inmitten der Thüringer Mulde. Im geologischen Sinn handelt es sich bei dem Höhenzug um eine, durch den Aufstieg von Salzen aus dem Untergrund verursachte Aufwölbung beziehungsweise Aufsattelung, die entstehungsgeschichtlich mit dem Ettersberg bei Weimar vergleichbar ist. Auf den Höhen  treten die Gesteine des Oberen Germanischen Muschelkalkes zu Tage.
An Stellen, an denen das Gestein nicht durch Boden oder Vegetation bedeckt wird, sind Funde von Versteinerungen möglich. Im Umfeld der Fahnerschen Höhen stehen die Gesteine  des Unteren Keupers an. Zu erkennen sind sie an den grauen und roten Farben und dem mitunter hohen Tongehalt. Die Keuperböden sind sehr nährstoffarm. Trotzdem gedeihen im Norden der Fahnerschen Höhen umfangreiche Obstplantagen. Der fruchtbare Mutter- und zum Teil Lössboden macht den Anbau möglich. Zudem sorgen ein mildes Klima und der Windschatten des Höhenzuges für gute Anbaubedingungen, die schon im 17. Jahrhundert erkannt wurden.
Die Nutzung der geologischen Rohstoffe beschränkte sich auf Werksteine des Oberen Muschelkalks, hier vor allem des festen Trochitenkalkes. Geringe Nutzung erfuhr die Lettenkohle des Keupers, da die Vorkommen schnell erschöpft und der Heizwert nicht sehr hoch waren. Die zum Teil mehrere Meter mächtigen Lösslehmlager waren die Grundlage für die in früheren Zeiten weit verbreitete und günstige Lehmbauweise. Viele alte Fachwerkhäuser zeugen noch heute davon und seit einiger Zeit besinnt man sich wieder auf das umweltverträgliche Bauen mit Lehm.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Nachbarort Gierstädt für kurze Zeit Bad- und Erholungsort. Das Prädikat ist auf eine salzige Quelle zurückzuführen, welche durch ein Salinar, möglicherweise in geringem Umfang aus dem Mittleren Muschelkalk oder dem Rötsalz des Buntsandsteins gespeist wurde.
Die guten Böden am Rande der Fahnerschen Höhen bilden, wie bereits erwähnt, die Grundlage für den Obstanbau. In früheren Zeiten spielte jedoch auch der Anbau von Flachs, Waid und Anis eine bedeutende Rolle. Der Färberwaid wurde zum Beispiel über Erfurt bis nach Holland verkauft. Als man jedoch begann Indigoblau zum Bläuen zu verwenden, war es mit dem Waidanbau auch hier vorbei. Vom Anbau und der Verarbeitung des Flachs zeugt noch der Name Flachsröste für einen kleinen, quellgespeisten Teich am Ortseingang Gierstädts.