Chronik

Nachfolgend finden Sie eine kurzgefasste Übersicht über die wichtigsten Ereignisse in der Ortsgeschichte Großfahners und der Umgebung. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir werden sie von Zeit zu Zeit aktualisieren und neue Verlinkungen einfügen, wenn das Material zu den einzelnen Ereignissen aufbereitet ist. Bei Hinweisen zu Fehlern, für Wünsche oder Kritik erbitten wir eine Email an heimat-grossfahner@web.de.

Ihr Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.


In frühgeschichtlicher Zeit ist das nördliche Vorland der Fahnerschen Höhen aufgrund seiner günstigen klimatischen Bedingungen Siedlungsgebiet jungsteinzeitlicher Kulturen. Zahlreiche Funde von Tonscherben und verschiedensten Steinwerkzeugen belegen die frühen Siedlungen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Im Sundhausgarten sind bei Bauarbeiten mehrere Grabstätten mit Beigaben und eine Pferdebestattung aus der Zeit der Völkerwanderung  gefunden worden. Der turmförmige Schädel einer Frau asiatischer Abstammung belegt möglicherweise die Verbindung zum thüringischen Adel.

786 – erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Fanre im ‚Breviarium sancti Lulli‘.

874 – ab, weitere urkundliche Erwähnungen als Uuanari item Uuanari, später Vaneri, Fanere und Fanere.

1227 – Teilnahme der Herren von Vanre am Kreuzzug des Thüringer Landgrafen Ludwig IV ins Heilige Land. Die Herren von Fanre hatten das Amt der Erbkämmerer der Thüringer Landgrafen inne.

1412 – die Familie von Seebach wird mit dem Rittergut zu Großfahner mitbelehnt.

1582 – Die Pest geht um! Der Schreckensschrei unserer Vorfahren erklang am 26. August des Jahres in Gierstedt und Umgebung. Bis Januar des Jahres 1583 fordert die Seuche 85 Todesopfer und verschwindet dann plötzlich. Im Herbst des Jahres 1583 stirbt nochmal ein Mann an der Pest, die er aus Walschleben eingeschleppt hat.

1622 – ein „Generalris der gantzen Groß-Fahner Marcke“ wird erstellt und zeigt alle Straßen, Wege, den Jordanbach sowie Ober- und Untermühle.

1625 – am 11. Juli bricht die Pest in Großfahner aus. In Gierstädt sterben 227 von 300 Einwohnern.

1640 – Zerstörung des Ortes durch kaiserliche Truppen während des 30jährigen Krieges.

1646 – Kirche und Wasserburg der Herren von Seebach brennen nieder. Von der ehemaligen Burganlage bleiben nach dem Wiederaufbau in Form von zwei getrennten Herrenhäusern als Schiefer- und Ziegelschloss nur die Gräben, Grundmauern und ein Eckturm erhalten. Der Eckturm erlangt später als „Hexenturm“ traurige Berühmtheit.

1651/53 – Wiederaufbau der Kirche nach dem verheerenden Brand im Jahr 1646.

1661/62 – Neubau des Kirchturms mit barocker Turmhaube, Vollendung 1663.

1667Hexenprozess in Großfahner. Martha John wird der Hexerei verdächtigt und am Ende eines langwierigen Gerichtsprozesses am 13. September des Jahres auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

1668 – 10. Juli, Gerichtsprozess gegen die wegen Hexerei angeklagte Christine Eckardt. Sie wird im November des Jahres mit dem Schwert hingerichtet und ihr Leichnam anschließend verbrannt. Der zweite Hexenprozess zu Großfahner ist eine direkte Folge des ersten gegen die Angeklagte Martha John. Ein dritter und letzter Prozess findet zu Beginn des 18. Jahrhunderts statt und endet mit Landesverweis.

1691 – Nickel Rüttelbusch wird wegen Ehebruchs mit dem Schwert hingerichtet.

1705 – der Turmknopf wird aus Frevel durchschossen und muss repariert werden.

1710 – Erneuerung des Kirchturmknopfes.

1714 – Abriss des baufälligen Schulhauses am Friedhof.

1715 – der Diener des Herrn Oberst Friedrich-Wilhelm von Seebach und als Soldat im Regiment des Herzogs von Sachsen-Gotha stehende Bosnier türkischer Abstammung, Ramathan, wird getauft.

1722 – Bau der Durchfahrt zum Schieferschloss. Die Gerichtsherren von Seebach ordnen an, dass Brautleute beim Eintritt in den Ehestand einen Obstbaum zu pflanzen haben.

1727 – Bau der Durchfahrt zum Ziegelschloss.

1731/32 – Durchzug der Salzburger Exulanten. Die 16jährige Marie Seerin verstirbt während des Aufenthaltes in Kleinfahner in den Armen ihrer Mutter an Schwindsucht und wird hier beigesetzt. Ihr Grabstein in der Kirche „St. Veit“ zeugt noch heute von der Emigration der protestantischen Glaubensflüchtlinge aus dem katholischen Fürsterzbistum Salzburg nach Preußen.

1732 – am 17. Februar zerspringt die große Kirchturmglocke beim Begräbnis zweier Wöchnerinnen. Sie wird in der Erfurter Glockengießerei Sorber umgegossen und am 20. Mai aufgezogen. 1752 und 1815 erfolgen weitere Umgüsse. 1732 wird auch der Kirchturmknopf erneuert.

1772 – Errichtung des Pfarrhauses in der Gartenstraße.

1778 – die älteste, mittlere Kirchenglocke wird gegossen.

1791 – Beginn des Kirschenanbaus an den Fahnerschen Höhen, angeregt durch den Pfarrer in Kleinfahner, Johann Volkmar Sickler (1742-1820) und den Naumburger Domprobst Friedrich-Wilhelm von Seebach.

1806 – im Oktober Durchzug französischer Truppen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Hin und wieder kommt es in der Gegend noch zu kleineren Scharmützeln zwischen Preußen und Franzosen. Die Franzosen errichten in Kleinfahner ein Biwak für 20.000 Mann, plündern den Ort mehrfach und hinterlassen Zerstörung und Chaos. Zuvor kam die Prinzessin von Preußen auf der Flucht aus Erfurt mit ihrer Kutsche durch die Fahner Orte und machte in Großfahner kurz Halt um sich mit einem Glas frischen Brunnens zu stärken. Sie hielt sich jedoch nicht lange auf und reiste über Langensalza weiter. In den Folgejahren mussten die Dorfbewohner immer wieder Einquartierungen und Plünderungen der durchziehenden Armeen hinnehmen – bis 1813 als die Armee Napoleon Bonapartes in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen wird.

1807 – Erneuerung des Kirchturmknopfes.

1813 – vom 16. bis 19. Oktober findet die bisher größte Schlacht auf europäischem Boden statt – die Völkerschlacht bei Leipzig. Es ist die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege, an der mehr als eine halbe Million Soldaten aus über zwölf Nationen beteiligt sind. In der Folge endet die französische Fremdherrschaft auf deutschem Boden.

1814 – eine Typhus-Epidemie fordert im Ort 19 Tote.

1816 – der Ausbruch des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa in Indonesien im April 1815 verursacht weltweit Missernten, da die ausgestoßenen Aerosole und Aschepartikel den Sommer des Jahres 1816 sehr regenreich machen. 1816 wird in diesem Zusammenhang als das „Jahr ohne Sommer“ bezeichnet. Ein Zentner Weizen kostet in Großfahner 30-34 Mark und damit ungefähr das Zehnfache des Normalpreises. 1817 war die Weizenernte wieder sehr reich. Die Inschrift H.CB 1816 am Glockenstuhl der Kirche weist womöglich auf die Bauzeit oder eine Reparatur des Gebälks hin. Da der Turm 1874 neuerbaut wurde, könnte der Glockenstuhl noch aus dem Vorgängerbau stammen.

1837 – Aufteilung des Gemeinderiethes.

1839 – Abriss der Ortstore als Überbleibsel des Mittelalters. Am 16. November des Jahres stirbt der Rittergutspächter Heinrich Uhlich auf „entsetzliche Weise“ bei einer Jagd im fahnerschen Wald. Am Ort seines Todes wird ein Gedenkstein errichtet, der fortan „Uhlich-Stein“ heißt.

1840 – die Familie von Seebach gibt die Sondergerichtsbarkeit über die Fahnerdörfer Groß- und Kleinfahner sowie Gierstädt an das Herzogtum Gotha ab.

1852/53 – in Großfahner und Umgebung wütet eine Masernepidemie.

1853 – ein starker Sturm zerstört am 26. September die gesamte Obsternte. Im selben Jahr Gründung des „Oekonomischen Vereins“.

1854 – am 10. September erteilt die Herzoglich Sächsische Landesregierung dem Kammerherrn Alexander von Seebach und dem Geheimen Justizrat Ado von Seebach eine sechsjährige Konzession für den Abbau von Steinkohle, Braunkohle, Alaunschiefer und anderen zum Bergregal gehörigen Foßilien mit Ausnahme von Steinsalz und Soda in der Gemarkung Kleinfahner und Gierstädt. Dafür werden erfahrene Bergleute aus dem Kyffhäuser angeworben. Da die Vorkommen der Lettenkohle geringmächtig sind, werden die Abbauversuche bald wieder eingestellt.

1856 – das Jahr beschert Großfahner eine sehr gute Getreideernte. Die Obsternte fällt durch kalte Frühlingstage hingegen sehr schlecht aus.

1861 – 1. August, offizielle Gründung des Turnvereins „Guts-Muths Großfahner“. Im selben Jahr Errichtung einer Gewerbeschule, die aber wieder geschlossen wurde.

1862 – Weihe der Vereinsfahne des Turnverein „Guts-Muths Großfahner“.

1865 – Gründung des Sänger-Chores Großfahner.

1866 – Schlacht bei Langensalza zwischen Preußen und dem Königreich Hannover. Preußens Sieg führt zu weiteren Kriegen und 1871 zur Gründung des Deutschen Kaissereiches im Spiegelsaal von Versailles. Im selben Jahr Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.

1870/71 – Deutsch-Französischer Krieg, mehrere Fahnersche kämpfen, vier  fallen oder sterben an Krankheit. Ihre Namen werden auf einer weißen Mamorplatte in der Kirche verewigt.

1874 – Neubau des Kirchturms im Stil der Neu-Gotik. Vom barocken, baufällig gewordenen Vorgängerbau aus dem 17. Jahrhundert ist nichts erhalten. Er wurde 1873 vollständig abgetragen. Beim Bau des neuen Kirchturms fällt am 29, Mai ein Gerüstbaum herab und trifft den Begründer des Turnvereins „Guts-Muths 1862“, Kantor August Reinhard, am Kopf. Er erleidet einen Schädelbruch und in der Folge eine Gehirnentzündung, an der er am 7. Juli verstirbt.

1875 – am 27. November wird die zuvor gesprungene, kleine Glocke nach dem Umguss in der Gießerei der Gebr. Ulrich in Apolda neu aufgezogen.

1885 – Gründung des Militärvereins Großfahner 1885.

1891 – Eröffnung der Filialsparkasse der Kreissparkasse Gotha.

1892 – am 20. Juni des Jahres gelingt es endlich, eine Molkereigenossenschaft zu gründen. 27 Personen, darunter die beiden Herren von Seebach, fünf weitere Personen aus Großfahner, sieben aus Gierstädt, drei aus Kleinfahner und zehn aus Dachwig organisieren darin den An- und Verkauf der Milch.

1905 – 10. Mai, Wiedererrichtung des Turnvereins „Guts-Muths“ Großfahner.

1907 – Pfarrer Artur Meng tritt am Sonntag, den 18. August des Jahres seinen Dienst als Seelsorger der Gemeinde an.

1909 – im August vernichtet ein schwerer Hagelschlag bis auf Rüben und Kartoffeln die gesamte Ernte.

1910 – am 14. November wird der Jungfrauenverein, später Jungmädchenbund, gegründet.

1911 – Abtragung des Windmühlenhügels der Großfahnerschen Mühle am Hasenacker bis 1913. Die Bockwindmühle war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfallen. Bei den Erdarbeiten wurden archäologische Funde gemacht. Die Lage des WIndmühlenhügels ist heute noch an einer dunklen Bodenverfärbung an der Gemarkungsgrenze zu Gierstädt erkennbar.

1912 – 28. Juli, der Turnverein Guts-Muths Großfahner 1862 begeht sein 50jähriges Bestehen mit einer Fahnenweihe und versammelt sich zu einem Erinnerungsfoto. Die Vereinsfahne existiert heute noch.

1913 – 6. August, Erneuerung des Turmknopfes und der Wetterfahne auf der Kirchturmspitze. Die Würdenträger der Gemeinde posieren für ein Erinnerungsfoto.

1914 – am 18. Juli schlägt während eines Gewitters ein Blitz in den Schornstein der Genossenschaftsmolkerei an der Hauptstraße ein. Herabstürzende Steine durchschlagen das Dach und verursachen an verschiedenen Maschinen erheblichen Schaden. Am 2. August bricht der 1. Weltkrieg aus, 130 Fahnersche stehen bis 1918 im Felde, 31 sterben im Gefecht, an Krankheit oder an den Folgen ihrer Kriegsverletzungen. Woldemar Schierschmidt fällt als Erster in Frankreich.

1915 – im Oktober erscheint die erste Ausgabe der „Heimatglocken“, einem kirchlichen und weltlichen Informationsblatt. Es informiert über das Leben im Ort, bereitet Geschichtliches auf und wird auch an die Soldaten im Felde und ehemalige Fahnersche verschickt.

1917 – 22. Juni, Abnahme der kleinen Kirchturmglocken und Beschlagnahme der Prospekt-Orgelpfeifen als Kriegsmetallspende für die Rüstungsindustrie.

1918 – im Oktober erreicht die Spanische Grippe Großfahner und fordert vom 24. Oktober bis 6. November neun Todesopfer. Unter ihnen befinden sich auch zwei französische Kriegsgefangene, die aus dem Lager Langensalza zur Landarbeit abkommandiert waren. Am 11. November wird der Waffenstillstandsvertrag im Eisenbahn-Salonwagen im nordfranzösischen Compiègne unterzeichnet – der 1. Weltkrieg ist beendet. Am 8. Dezember findet ein Gottesdienst für die Kriegsheimkehrer statt.

1919 – am 20. Juni wird die neue Kirchturmuhr dem Betrieb übergeben. Sie stammt aus der bekannten und berühmten Turmuhrwerkstatt Wilhelm Kühn in Gräfenroda. Am 9. Dezember stirbt der Kriegsteilnehmer Alfred Otto Steinbrück an den Folgen einer Gasvergiftung und eines in der Lunge steckengebliebenen Granatsplitters. Er ist der letzte offizielle Kriegstote des 1. Weltkriegs aus Großfahner. Die Heimatglocken erscheinen aufgrund gestiegener Druckkosten nur noch zweimonatlich.

1921 – Ida und Ernst Schuchardt errichten am 22. September im Gedenken an ihre verstorbenen Kinder Hedwig (1884-1899) und Oswin (1896-1918) die Oswin-Schuchardt-Stiftung, in die sie ihren gesamten Besitz einbringen. Sie dient dem Wohl der Kinder von Großfahner und wirkt dadurch, dass sie nach dem 2. Weltkrieg in Vergessenheit geriet, bis heute fort. Im September erscheint die bis 1933 letzte bekannte Nummer der Heimatglocken, da die Teuerung die Druckkosten in die Höhe treibt.

1922 – 18. Juni, Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkriegs unter reger Anteilnahme der Bevölkerung. Das Denkmal aus Muschelkalk trägt die Namen und Daten der Gefallenen nach Kriegsjahren geordnet.

1924/27 – Bebauung des Sundhausgartens. Bei den Erdarbeiten werden 13 Körpergräber sowie eine Pferdebestattung aus der Zeit der Völkerwanderung gefunden und wissenschaftlich dokumentiert. Grab 1 enthielt eine Bügelfibel mit viereckiger Kopfplatte, ohne Knöpfe und mit ovalem Fuß, unten ein Tierkopf, weiterhin drei Goldbrakteaten, eine Halskette mit 19 Perlen, eine Nadel und einen Kamm. Weiterhin wurden Tongefäße gefunden.

1925Aufziehen (29. Oktober) und Weihe (1. November) der beiden neuen Kirchturmglocken, gegossen von Chr. Störmer in Erfurt. Sie sind der Ersatz für die im Juni 1917 abgenommenen und zu Kriegszwecken eingeschmolzenen alten Glocken. Die kleine Glocke ist die Heimatglocke mit einem umlaufenden Kirschzweigornament, die größere Gedächtnisglocke erinnert mit einem Gedicht von Georg Merkel an die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus der Gemeinde. Beide Glocken läuten noch heute zum Gottesdienst oder kirchlichen Festen.

1927 – Gründung des Posaunenchores durch den damaligen Pfarrer Artur Meng. Der Chor besteht mit Unterbrechungen viele Jahrzehnte und bläst zu kirchlichen und weltlichen Festen.

1929 – am 25. Juli brennt der Dachstuhl der Dorfschule an der Hauptstraße. Glücklicherweise entsteht kein größerer Schaden.

1933 – 30. Januar, Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Am Sonntag, den 17. September wird der neue Schenksaal am alten Schlossgasthof feierlich eingeweiht.

1935 – 14. November. Der Jungmädchenbund feiert sein 25jähriges Bestehen mit einem Fest. Im Lauf der Jahre waren über 500 Mädchen im Verein tätig. Die Gleichschaltung im Bund Deutscher Mädel (BDM) ab 1936 bewirkt das Ende des kirchlich und gemeinnützig orientierten Vereins.

1937 – Pfarrer Artur Meng wird nach 30 Dienstjahren als Mitglied der „Bekennenden Kirche“, die in Opposition zum NS-Staat steht, in den Wartestand versetzt. Sein Amtsnachfolger wird Willi Peterhänsel. Eine Rekord-Kirschernte bringt Großfahner 120.000 Reichsmark ein. Die Erträge der Folgejahre sind weitaus geringer und erst ab 1942 ist der Ertrag wieder zufriedenstellend.

1939 – 1. September, Beginn des 2. Weltkrieges.

1944 – der Pfarrer zu Großfahner, Hauptmann Willi Peterhänsel (* 2. Februar 1913 in Langensalza), fällt am 12. Dezember in Italien und wird auf der Kriegsgräberstätte Futa Pass beigesetzt.

1945 – am 8. Mai endet der 2. Weltkrieg. 76 Fahnersche sind gefallen oder vermisst. Zunächst marschieren die Amerikaner in Thüringen ein, die das Land aber im Juni an die Rote Armee abtreten. Sie ziehen am 25. Juni ab und am 5. Juli kommen die ersten Sowjetsoldaten in Großfahner an. Die Amtwalter der NSDAP werden vom sowjetischen NKWD nach Buchenwald deportiert und von dort nach Russland geschickt. Das „Kriegerdenkmal“ wird durch die Entfernung des Soldatenkopfes entmilitarisiert. Am 8. Dezember des Jahres verstirbt Pfarrer Meng im Alter von 65 Jahren.

1946/47 – Bau des Sportplatzes an der Döllstädter Straße.

1947/48 – Abriss der Schlossanlage der Familie von Seebach auf der Grundlage des Befehls Nr. 209 der SMAD zur Schaffung von Neubauernhöfen. Die Familie von Seebach wurde zuvor enteignet und 1946 aus dem Landkreis Gotha ausgewiesen. Damit endet eine seit 1412 bestehende Familientradition in Großfahner.

1948 – Vollzug der Bodenreform.

1949 – Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

1950 – Typhusepidemie in Großfahner. 40 Personen erkranken, eine Frau stirbt.

1952 – im Oktober werden die Grenzen der Landkreise verändert. Großfahner gehört von nun an nicht mehr zu Gotha sondern zum Landkreis Erfurt.

1953 – seit Januar ist ein Krankentransportwagen in Großfahner stationiert, der von Oskar Zwinkau und Richard Rund bedient wird. In der Langen Gasse 18 (ehemals Kolonialwarenladen Richard Weber) wird eine Schwesternstation mit zwei Räumen, die Gemeindeverwaltung und die Poststelle untergebracht. Das Gebäude stand als Teil des Gutes unter dem Befehl 209 der SMAD. 11 werktätige Bauern schließen sich Anfang des Jahres zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) zusammen. Bei Dacharbeiten am Kirchturm wird festgestellt, dass der Turmknopf Einschüsse aufweist. Er wird abgenommen und repariert. Die Gemeindeverwaltung legt einen neuen Zeitbericht ein. Am 7. August wird der Turmknopf wieder aufgesetzt.

1955/56 – Neubau des Landwarenhauses auf dem ehemaligen Schlossgelände. Es wird am 9. November feierlich eingeweiht und trägt zur Verbesserung der Versorgung der Landbevölkerung mit Lebensmitteln und Waren aller Art bei.

1960 – 20. März, Einweihung des neuen Kindergartens auf dem Gelände der alten Gutsgärtnerei. Der Kindergarten wurde seit 1958 durch das NAW (Nationales Aufbauwerk) errichtet. Das Land wurde der Gemeinde von Familie Tews kostenlos übereignet. Am 1. Juni schließen sich vier Handwerksbetriebe zur PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) zusammen und bauen Wohnwagen für Schausteller und Bauwagen. Aus diesen Zusammenschluss entsteht später der VEB Campinganhänger Großfahner.

1966/67 – Huldreich Moths und sein Stiefsohn Heinrich Paetow entwickeln das erste Modell eines Camping-Wohnwagens. Das Modell „Friedel“ erlangt in der ganzen Republik Berühmtheit und ist stark gefragt. Echte Camping-Ethusiasten schwören noch heute auf ihren „Friedel“.

1968 – Kirch- und Turmdach werden neu eingedeckt. Bei dieser Gelegenheit wird dem Turmknopf ein weiterer Zeitbericht beigegeben. Bei den Bauarbeiten am Dachstuhl werden Noten aus dem frühen 18. Jahrhundert gefunden und wissenschaftlich ausgewertet. Sie stellen einen einzigartigen Schatz aus der Zeit der „Adjuvantenchöre“ in Thüringen dar.

1968/69 – Abriss der Schulz’schen Schmiede und des Feuerwehrgerätehauses an der Hauptstraße.

1973 – in diesem Jahr erscheint der Lehrfilm „Zum Einsatz didaktischer Schülerarbeitsmaterialien im Erstleseunterricht“ der ZRL (Zentralstelle für Rationalisierungsmittel in der Lehrerbildung an der Pädagogischen Hochschule Erfurt). Er wurde mit der Lehrerin Irmgard Grüterich und Grundschülern der 1. Klasse aus Großfahner gedreht.

1974 – Abriss der Untermühle Großfahner und anschließend bis 1976 Errichtung des Dachwiger Speichers als Wasserreservoir für die Landwirtschaft und für Fischzucht. Der Speicher entwickelt sich zu einem bedeutenden Vogelrast- und Brutplatz in der ansonsten kargen Landschaft der Thüringer Mulde. Beim Bau werden zahlreiche frühgeschichtliche Funde gemacht und dokumentiert, darunter eine Burganlage aus der Latène-Zeit sowie eine germanische Kultgrube mit Tieropfern aus dem 3. bis 2. Jahrhundert vor Christus. Die Anlage besitzt für die Erforschung und Deutung jungsteinzeitlicher Befestigungsanlagen überregionale Bedeutung.

1978 – Gründung des Fahnerschen Faschingsclubs „FFC `78“ und der Arbeitsgemeinschaft Junger Ornithologen im Kulturbund der DDR (23. Mai). Im selben Jahr erscheint das Buch „Mit dem Jahrhundert leben – Eine Familie im sozialen Wandel“. Mit diesem Werk arbeitet der letzte Besitzer der Güter auf Großfahner, Alexander Freiherr von Seebach, seine bewegte Lebensgeschichte auf. Das Buch wird zu DDR-Zeiten nur unter der Hand weitergereicht und entwickelt sich zur inoffiziellen Pflichtlektüre. Alexander Freiherr von Seebach bleibt seiner Heimat trotz der Enteignung und Zerstörung des Familiensitzes zeitlebens verbunden.

1980 – die Kirche „Sankt Peter & Paul“ wird wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt.

1986 – 22. Mai, der Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, fährt durch die Fahnerdörfer und pflanzt in Gierstädt einen Apfelbaum. Alles wird auf „Hochglanz“ gebracht, die Straßen sind von Jung und Alt gesäumt und die Staatssicherheit hat alle Hände voll zu tun. Das Apfelbäumchen wird in der Zeit des politischen Umbruchs herausgerissen.

1987 – Baubeginn der neuen zehnklassigen Oberschule für Großfahner im Sommer des Jahres.

1988 – 31. August, feierliche Eröffnung und Namensverleihung der „Heinrich-Herrmann-Oberschule“ in Großfahner. Der reguläre Unterricht beginnt am 1. September. In diesem Jahr beginnt auch der Bau des Heizhauses für Schule, Bäckerei und Gaststätte sowie der Umbau der Bäckerei von Familie Fleischmann zur Gemeindebäckerei mit einem neuen Zyklotherm-Ofen für einen täglichen Warenumschlag von 700 bis 800 Broten und 15.000 Brötchen.

1989 – 9. November, Fall der Berliner Mauer. 7. Oktober, Inbetriebnahnme der neuen Trafostation Lange Gasse sowie Fertigestellung des neuen Sportstadions mit einem neuen Fußballfeld, 100 und 400 m Laufbahn, einer Kleinsportanlage für Tennis, Volleyball und andere Ballsportarten sowie für Weitsprung und Kugelstoßen.

1990 – 6. Mai, erste freie Wahlen in der DDR. 3. Oktober, Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten DDR und BRD zur Bundesrepublik Deutschland. Die in den Fahnerschen Höhen im sogenannten „Russenlager“ stationierten Soldaten werden abgezogen und kehren mit ihren Familien nach Russland zurück. Der Abschied fällt einigen von ihnen nicht leicht, da sich mit der Zeit freundschaftliche Verbindungen nach Großfahner entwickelten.

1991 – 7. Juli, Einweihung des Gemeindesaales nach sechsjähriger Umbauzeit. Beginn der Sanierung der baufälligen Kirche. Zunächst werden Dach und Fenster erneuert. Später folgen die Innenarbeiten und die Fassade. Bei den Erdarbeiten in der Kirche werden die Grabplatten der ersten Herren von Seebach freigelegt. Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie führt baugeschichtliche Untersuchungen durch.

1992 – 31. Dezember, Schließung der Kinderkrippe aus finanziellen Gründen.

1993 – Beginn der Sanierung der Dorfmauer im Abschnitt Sundhausstraße durch AB-Maßnahmen. Die Arbeiten werden im August 1995 abgeschlossen. Die Dorfmauer ist ein denkmalgeschütztes Ensemble und teilweise noch sehr gut erhalten.

1994 – durch die Anreicherung von Botulinum-Toxinen sterben im Dachwiger Speicher bis 27. August 1995 über 1200 Wasservögel. Das Gift wurde durch das vermehrte Wachstum des Bakteriums Clostridium botulinum unter Luftabschluss freigesetzt.

1997 – in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai treiben Vandalen ihr Unwesen auf dem Friedhof und beschädigen 13 Grabstätten. Am 11. Oktober wird die Kirche „Sankt Peter & Paul“ nach sechsjähriger Umbau- und Sanierungszeit wieder eingeweiht. Nach langen Jahren der Baufälligkeit kann endlich wieder Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden.

2005 – Sanierung, Ergänzung und Weihe des Denkmals (13. November) für die Gefallenen der Weltkriege aus Großfahner. Im September Gründungsversammlung des Vereins für Heimatgeschichte.

2006 – das „BIWAK anno 1806“ auf der Mühle in Kleinfahner erinnert an den Durchzug napoleonischer Truppen vor 200 Jahren. Im selben Jahr Errichtung und Einweihung (26. November) eines Gedenksteins für die Familie Schuchardt, deren Stiftung aus dem Jahr 1921 zuvor wiederentdeckt wurde. Am 15. Dezember wird der Sportverein als „TSV Großfahner e.V.“ im Gast- und Logierhaus „Zum Hamster“ neu gegründet.

2007 – im Frühjahr wird wegen Baufälligkeit mit der Abtragung des Wohnhauses der Familie Schaffer in der Langen Gasse begonnen. Das Gebäude ist eines der letzten des Gutshofes Ziegelschloss und wird bis Ende des Jahres vollständig verschwinden. Das 1. Handwerkerfest in der Gartenstraße und im Hof der Pension „Zum alten Hauptmann“ wird für unseren noch jungen Verein zu einem Erfolg. Die Buswendeschleife Richtung Gierstädt wird neu gestaltet und der alte Feuerlöschteich, ein Rest der alten Schmiede von Hermann Schulz, verfüllt.

2009 – 2. Handwerkerfest (13. September) und 2. Thüringer Adjuvantentage (12. & 13. September) in Großfahner. Die Kindertagesstätte Großfahner wird in „Oswin-Schuchardt-Kindertagesstätte Großfahner“ umbenannt, da die gleichnamige Stiftung endlich zum Tragen kommt und zum Wohl der Kinder wirken kann.

2010 – die Oswin-Schuchardt-Kindertagesstätte feiert im März ihren 50. Geburtstag mit einem bunten Programm. In einer gemeinschaftlichen Aktion schneiden die Vereine des Ortes die alte, noch erhaltene Steintreppe der ehemaligen Gutsgärtnerei im heutigen Kindergarten vom überwuchernden Efeu frei.

2011 – umfangreiche und daher stark umstrittene Baumfällungen im Naturschutzgebiet „Hirschgrund“ führen im Frühjahr zu anonymen Protestaktionen lokaler Naturschützer. Großfahner feiert vom 24. Juni bis 3. Juli „1225 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung“ und „150 Jahre Sport“ mit Fußballturnieren, einer Ausstellung, einem Konzert, einer Festveranstaltung im Schlossgasthof und zahlreichen anderen Aktionen. Anlässlich des Gründungsjubiläums des Turnvereins „Guts-Muths“ erscheint eine reich bebilderte Broschüre zur Geschichte des Sports in Großfahner.

2013 – die erste „Historische Führung durch Großfahner“ vermittelt mit kleinen Schauspieleinlagen Wissenswertes aus der Geschichte des Ortes. 130 Interessierte nehmen daran teil.

2014 – Umbau und Sanierung des Landwarenhauses (ehem. Konsum) mit Verkaufsraum, Physiotherapie, Wohnungen und Vereinsräumen. Beginn des Umbaus der alten Schule an der Hauptstraße. Vom 10. August bis 10. November ist die Ausstellung „1914-2014 – 100 Jahre 1. Weltkrieg“ in der Pension „Zum alten Hauptmann“ zu sehen. Sie erinnert an den 1. Weltkrieg und die Gefallenen aus Großfahner. Am 20. September führt der Verein für Heimatgeschichte das Theaterstück „Schatten & Licht – Die Geschichte von zwei jungen Soldaten aus Großfahner im 1. Weltkrieg“ auf. Am 29. November findet der 3. Weihnachtsmarkt im Schlossgasthof statt.

2015 – Großfahner feiert ein Doppeljubiläum: 150 Jahre Sänger-Chor zu Großfahner 1865 und 90 Jahre Glockenweihe 1925 mit einem Festgottesdienst, einer kleinen Ausstellung in der Kirche „Sankt Peter & Paul“ sowie Turmführungen.

2016 – die Freiwillige Feuerwehr Großfahner feiert am 1. Mai ihr 150. Gründungsjubiläum (14. Juni 1866) mit Löschvorführungen, Autowrack-Bergungen und der Ausstellung von historischen Fotos aus 150 Jahren Wehrgeschichte. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen um das Amt des Bürgermeisters kann Hans Kirchner am 5. Juni mit drei Stimmen Mehrheit (266 zu 263 Stimmen) überzeugen und löst die langjährige Amtsinhaberin Karin Schneider ab. Im Sommer beginnen umfangreiche Dacharbeiten am Schloss-Gasthof und dem angrenzenden Gemeindegebäude (Freiwillige Feuerwehr). Großfahner wird um einen Verein reicher: die Landtafel wird gegründet. Der Verein nennt sich später A.C.A.S. e.V. (Association for Charity and Support). Im September wird ein Vereinsstammtisch ins Leben gerufen, der sich zweimal jährlich trifft und die Zusammenarbeit der Vereine fördern soll.

2017 – die Freiwillige Feuerwehr Großfahner gibt im Sommer das von der hessischen Partnergemeinde Reichelsheim in den 90er Jahren als Leihgabe zur Verfügung gestellte Feuerlöschfahrzeug Faun F24DL wieder an die Reichelsheimer zurück. Die Reichelsheimer Feuerwehr setzt sich nun für den Erhalt des seltenen Löschfahrzeugs ein, das der Gemeinde Großfahner über 25 Jahre treue Dienste leistete.

2018 am 18. Januar zieht das Sturmtief „Friederike“ über Deutschland hinweg. In Großfahner werden mehrere Dächer beschädigt. Im Wald richtet der Sturm in bereits geschwächtem Baumbestand schwere Schäden an.