Historische Führung durch Großfahner

21. September 2013 – an diesem Tag fand der wohl größte Spaziergang statt, der sich ausschließlich mit den historischen Plätzen in Großfahner, namentlich altes Schulgebäude, Kirche und ehemaliges Schloss, beschäftigte.
Lange vorher wurde nachgedacht, geplant, geprobt, auch verworfen, damit an diesem Tag den Gästen nicht nur die Historie des Ortes Großfahner nahe gebracht werden konnte, sondern auch Unterhaltsames und Denkwürdiges zum Geschehen in den vergangenen Jahrhunderten, besonders an diesen Plätzen, geboten werden konnte.
Wir wollen noch einmal zurückschauen auf diesen Tag. 16.30 Uhr war noch kein Gast zu sehen, jedoch zehn Minuten vor der offiziellen Eröffnung des Spazierganges wurde der Innenhof in der Pension „Zum alten Hauptmann“ von mehr als 130 Interessierten belebt. Damit konnte es pünktlich um 17 Uhr losgehen.
Andreas Fleischmann eröffnete mit einem Ausflug in die Geschichte und die Entstehung des Ortes sowie die Herkunft des Namens Großfahner. Von der Pension „Zum alten Hauptmann“ ging es zum ersten Objekt – dem alten Schulgebäude. Hier wurde den Gästen aus dem Schulleben der vergangenen Tage berichtet; wie die Schüler sich zu benehmen hatten und welche Aufgaben die Lehrer neben ihrer eigentlichen Lehrtätigkeit noch erfüllen mussten. Gekrönt wurde das Ganze mit dem Lied „Vom armen Dorfschulmeisterlein“, welches Sibyll Plappert sehr ausdrucksvoll mit Gitarrenbegleitung zum Besten gab.
Als nächste Station wurde die Kirche St. Peter und Paul aufgesucht. Der Dreißigjährige Krieg ist als geschichtliches Großereignis in Europa zu nennen, der auch um Großfahner und die Kirche keinen Bogen machte. Sehr eindrucksvoll konnten die Gäste miterleben, wie erst ein Kanonenschlag die Luft erschütterte und dann die Fensterscheiben zu Bruch gingen. Zu allem Übel kam es auch noch zu einer Rauferei zwischen einem Geistlichen und einem Landsknecht, weil dieser gerade dem Geistlichen die Kollekte gestohlen hatte. Auch die todbringende Krankheit Pest wütete in Großfahner verheerend. Der Beschuss der Kirche ging weiter und endete mit dem großen Brand im Jahr 1646. Außerdem erfuhren die Gäste, welch wechselvolle Geschichte gerade die Kirchenglocken schon erfahren mussten.
Andreas Fleischmann führte die Gäste durch die Kirchgasse zum alten Schlossgelände. Unterwegs konnten die Teilnehmer des Spazierganges weitere spannende Zahlen und Fakten aus der Geschichte Großfahners erfahren. Manch einer war nur schon abgelenkt, denn auf der anderen Straßenseite, am Eingang zum Gutshof, hatte sich das Dienstpersonal eingefunden, um den Empfang der Herrschaften von Seebach vorzubereiten. Alle schwatzten durcheinander, so dass Fräulein Becker, die Lehrerin des Gutes, fast nicht zu Wort kam. Nach allerlei Anekdoten aus dem Leben auf dem Gutshof kam dann das adlige Paar in einer offenen Kutsche vorgefahren, gelenkt von Ringo Liebau. Der Baron und die Frau Gemahlin staunten nicht schlecht, wie viele Gäste ihren Hof besuchten.
Weitere Geschichten wurden nachgespielt, bis dann die ganze Gesellschaft auf das ehemalige Schlossgelände zog, dorthin wo heute das ehemalige Landwarenhaus steht. Das Dienstpersonal erwartete die Herrschaft und die Gäste. Auch hier konnte man einige wahre Begebenheiten aus dem Schlossleben vergangener Tage erfahren, witzig vorgetragen und gespielt. Fräulein Becker jedoch erinnerte am Schluss daran, dass die politischen Systeme nicht alle der gleichen Auffassung waren, ein Rittergut zu erhalten. Die Enteignung der Familie von Seebach und die Schleifung der Schlossanlage wurde symbolisch mit der Abfahrt der Kutsche dargestellt. Sibyll Plappert beschloß den Dorfrundgang mit der nachdenklich stimmenden „Ballade vom Schlossstein“ die sie für diesen Anlass schrieb. Inspiriert von der Geschichte der Fahner´schen Schlösser, beschreibt sie den Lebensweg eines Steines vom Steinbruch, über die Schlossmauern bis hin zum weiteren Verbleib irgendwo in Großfahner. Am Abend wurde in der Pension „Zum alten Hauptmann“ fröhlich gefeiert. Die Gäste konnten sich mit selbst gemachter Suppe, mit Fettbrot und mit Bratwurst stärken und dazu, je nach Laune, kalte oder warme Getränke konsumieren. Für alle spielte die Band „Erfurter Stubenfolk“ auf, es wurde getanzt oder einfach nur der Musik gelauscht. Im Zelt gab es Bilder aus alten Zeiten zu bestaunen, auch die Auflösung des Rätsels, welches über zehn Wochen im Fahner Höhe Kurier veröffentlicht wurde, konnte nun endlich gezeigt werden. Die Gewinner können sich über eine Luftbildaufnahme von Großfahner freuen.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. hat an diesem Tag großes Interesse wecken können an geschichtlichen Ereignissen des Heimatortes. Wir sind glücklich, dass das Wetter so gut war, um alle Gäste trockenen Fußes zu den Schauplätzen führen zu können. Die eingefangenen Meinungen zum Ablauf und zur Darbietung des Spazierganges waren durchweg positiv. Auch die ausgelassene Stimmung am Abend zeigte deutlich, dass sich jeder wohl fühlte.
Am Ende möchten wir uns bei all jenen bedanken, die diesen Tag so einzigartig machten. Das sind zum einen die Gäste, ohne die der Spaziergang wirkungslos geblieben wäre, zum anderen die fleißigen Mitstreiter im Vordergrund, die jeder sehen konnte, aber auch die, die im Hintergrund wirkten für die Organisation, die Vorbereitungen und zuletzt auch für die gesamte Durchführung. Besonderer Dank geht an Andreas Fleischmann (www.alter-hauptmann.de) für die Wohlfühlkulisse in der Pension „Zum alten Hauptmann“, an Ringo Liebau (www.kutschfahrten-fahnerhoehen.de) für die Bereitstellung der Pferde inklusive Kutsche und Kutscher sowie an die Musikgruppe „Erfurter Stubenfolk“, die am Abend mit schöner Musik unterhielt.

Der gesamte Ablauf des Spaziergangs wurde mitgeschnitten und auf einer DVD zusammengestellt. Diese DVD (Video und Bilder) ist für 5 Euro beim Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. erhältlich. Ihr Ansprechpartner ist Michael Hempel, Telefon: 036206 26710.