Reparatur in luftiger Höhe

Ein Kirchturm ist im Allgemeinen das deutlich sichtbare Wahrzeichen eines Ortes. Hoch oben in einem solchen Turm hängen die Glocken in der Glockenstube. Das Geläut soll nicht nur an die fortschreitende Zeit erinnern, sondern auch die Menschen zu Gott rufen oder bei besonderen Anlässen erklingen. Würde ein Turm rundherum gemauert sein, ohne Öffnungen nach außen, die Glocken würden nicht zur Geltung kommen. Sie wären schlichtweg nutzlos in ihrem Dasein.

Damit aber der Schall der Glocken noch weit vom Kirchturm entfernt zu hören ist, wurden bei historischen Glockentürmen Klangarkaden in Höhe der Glockenstube eingelassen, besser bekannt als Schallfenster oder Schallluken. Ihre Aufgabe ist es, den von den Glocken erzeugten Klang weitestgehend ungehindert in alle Richtungen ins Freie gelangen zu lassen.

In früheren Zeiten waren diese Öffnungen meist ohne Verkleidung. Wind und Wetter konnten ungehindert eindringen und im Kirchturm ihr Unwesen treiben. Ebenso Vögel, deren Hinterlassenschaften in kurzer Zeit hohen Schaden anrichten.

Um den Einfluss von Umwelt und Natur einzudämmen, werden Schallfenster mit nach unten schräg gestellten Klanglamellen ausgestattet, die Schlagwetter abhalten, den Schall aber nur unwesentlich dämpfen. Durch die Lücken zwischen den Lamellen können kleinere Vögel aber immer noch in den Turm gelangen.

Der Kirchturm in Großfahner hat derartige Klanglamellen, die in jede Seite des Kirchturms in einen starken Eichenrahmen mit mittigem Kreuz eingelassen sind. Dadurch entstehen pro Seite vier etwa gleich große Öffnungen für den Schall. Von außen entdeckt der Beobachter das aus Sandstein gehauene Maßwerk, dessen Mittelsäule die Schallluken trennt, in Großfahner aufgrund von Bauschäden leider nur noch auf der Westseite des Turmes.

Diese Lamellen waren über eine lange Zeit hinweg mit Kunststoffgeflecht, welches man für Putz- und Maurerarbeiten verwendet, von innen abgedeckt. Dieses Geflecht hatte nur sehr kleinporige Maschen, so dass eine Luftzirkulation im Turm quasi kaum noch möglich war. Dazu kam außerdem, dass der Kunststoff nicht für direkte Sonneneinstrahlung gedacht ist. Wind und die ultraviolette Strahlung der Sonne hatten schon einige Löcher entstehen lassen, durch die Vögel wieder ungehindert Zugang zum Turm bekommen konnten.

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V. hatte sich vor längerer Zeit gegenüber den Verantwortlichen der Kirche dafür ausgesprochen, dieses Geflecht in Eigenleistung zu entfernen und mit einem robusten Drahtgeflecht die Klanglamellen erneut zu schützen.

Am 26. Mai 2017 wurde dieses Versprechen eingelöst. Zu viert haben wir die alten Kunststoffbahnen entfernt, das neue Geflecht aufgebracht und mit dem vorhandenen Rahmen wieder gesichert. Der Unterschied zu vorher war deutlich spürbar. Das Drahtgeflecht hat eine Maschengröße von rund einem Quadratzentimeter. Durch diese Maschen kam sofort mehr Luft in den Turm und wir hoffen, durch diese Aktion dem Klang der Glocken eine bessere Schallausbreitung ermöglicht, der Luftzirkulation im Turm Vorschub geleistet und somit zum Erhalt des Turmes einen kleinen Beitrag erbracht zu haben.

Arndt Schmidt für den Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.