„SCHATTEN & LICHT“ – Eine Zuschauerstimme

„Schatten & Licht“

Als die Stimmen im Publikum verebben und das Licht im Saal erlischt, leuchtet auf der Bühne hinter einem weißen Vorhang eine Lampe auf. Ich sehe die Umrisse von Stühlen, einem Schreibtisch und drei Menschen, die einander gegenüber sitzen. Zwei von Ihnen sind die Eltern von Oswin Schuchardt, einem jungen Mann aus Großfahner. Er steht im Mittelpunkt dieser Geschichte, die sich vor fast einhundert Jahren zutrug.

Nur kurze Zeit dauert es und ich bin mittendrin im Geschehen. Ich beobachte, wie Oswin in den ersten Kriegstagen schweren Herzens Heimat und Eltern verlässt, um zuerst zur Grundausbildung und dann an die Front geschickt zu werden. Die Szenen wechseln zwischen dem Geschehen an der Front und dem Kriegsalltag in der Heimat. Hier das Elend in den Schützengräben: Hunger, Krankheit, Angst, Verzweiflung und immer allgegenwartig, der Tod. Dort die schwere Arbeit in der Landwirtschaft, die die Frauen nun ohne ihre Männer bewältigen müssen, das tägliche, bange Warten auf ein Lebenszeichen und die schmerzende Trauer über gefallene Söhne, Ehemänner, Väter und Freunde.

Und dazwischen immer wieder die unausgesprochene Frage: Wofür das alles? Wofür kämpfen wir? Wer sind unsere Gegner? Sind sie nicht Menschen wie Du und ich mit Hoffnungen, Wünschen und Träumen?

Besonders deutlich sind mir zwei Szenen im Gedächtnis geblieben. Eine zeigt den Weihnachtstag 1914, als die Männer an der Front aus ihren Gräben steigen, sich die Hände reichen und miteinander singen. Die andere Szene ist der Tag, an dem Oswin in einem Lazarett fern der Heimat am Fieber stirbt, ohne seine Familie wiedergesehen zu haben, ohne Trost, ohne Beistand.

Als Zuschauer kann ich nur erahnen, wie viel Arbeit, Liebe zum Detail und Engagement in dieser Inszenierung steckt, die ausschließlich mit Laiendarstellern besetzt ist. Das Ensemble des Vereins für Heimatgeschichte Großfahner e.V. hat in bemerkenswerter Weise ein Stück Geschichte auf die Bühne gebracht, das Vergangenheit und Gegenwart, Weltgeschehen und Heimat miteinander verknüpft. Tief bewegt verlasse ich meinen Platz, als der Applaus verklingt und im Saal das Licht angeht. Und wünsche mir, dass die kleine Bühne im Schlossgasthof öfter als Theaterbühne genutzt werden würde. Chapeau, Heimatverein!