Vereinsexkursion ins Unstrut-Tal

Am 26. Juni 2016, das ist nun schon ein Weilchen her, führte unser Verein seit langer Zeit einmal wieder eine Vereinsexkursion durch. Unser Ziel war zunächst der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra im schönen Unstruttal unweit der kleinen Ortschaft Wangen. Bekanntlich durfte die Himmelsscheibe ja nicht „Scheibe von Wangen“ heißen, da es derer Orstbezeichungen zu viele gibt und mancher geschichtsinteressierte Besucher dann wohl dank des blinden Vertrauens in die moderne Technik (Navi) in Wangen im Allgäu gelandet wäre statt in Sachsen-Anhalt. So hat nun Nebra eine Scheibe und nicht Wangen. Sei’s drum.

An der Arche Nebra, dem modernen Ausstellungsgebäude am Fuße des Mittelberges, wurden wir von Dietmar Luther begrüßt, der uns in den nächsten 30 Minuten viel Wissenswertes und Spannendes über die Fundgeschichte, die Herstellung und die Bedeutung der Himmelscheibe von Wangen, äh Nebra, gewürzt mit viel trockenem Witz erläuterte und uns langsam die eigentliche Bedeutung dieses für die Menscheitsgeschichte bisher einmaligen Fundes nahebrachte. Nun kann man argwöhnen, dass da ein bisschen zu viel hineininterpretiert wurde, doch die anschließende Planetariumshow im Haus überzeugte auch die letzten Zweifler, dass es hier etwas ganz besonderes zu sehen gibt, obwohl ja die originale Scheibe, weil viel zu wertvoll, im Landesmuseum für Vorgschichte in Halle / Saale ausgestellt ist. Doch zurück in die Arche. Die Show erklärte eindrucksvoll, was es mit den goldenen Punkten und den anderen Symbolen auf der Himmelscheibe auf sich hat, jawohl: Sonne, Mond und Sterne. Und das zu einer Zeit, in der die Menschen in unseren Breiten noch nicht über die Schrift verfügten und Wissen und Erfahrungen nur mündlich weitergegeben wurden. Das führte dann wohl auch dazu, dass die Scheibe irgendwann ihre eigentliche Bedeutung verlor und auf dem Mittelberg zusammen mit anderen wertvollen Gegenständen deponiert wurde, bis sie in unserer Zeit gefunden wurden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Köpfe randvoll angefüllt mit neuem Wissen und neuen Eindrücken, brauchte es jetzt eine kleine Stärkung, die uns im Café „Gräfin Cosel“ neben dem Schloss Burgscheidungen mit herrlichem Ausblick erwartete. Nach dem Mittagessen wartete nämlich Teil 2 der Exkursion auf uns – eine Besichtigung des Schlosses Burgscheidungen. Die ehemalige CDU-Schule gehört heute einem Privatmann, der mit Hochzeiten und barocken Events für den Unterhalt des alten Gemäuers sorgt. Und alt ist es tatsächlich, wobei sich zwei verschiedene Baustile der Renaissance und des Barock mischen und zusammen ein eigentümliches Bild abgeben. Die DDR-CDU sorgte damals für den Erhalt des Schlosses auch unter denkmalpflegerischen Aspekten. Wer weiß, ob es sonst den real existierenden Sozialismus in dieser Form überlebt hätte. Wir erhielten Einblicke in die „privaten“ Gemächer der ehemaligen Besitzer, die Küche und Vorratsräume sowie in die moderneren Repräsentationsräume, die heute für Hochzeiten und andere Feiern genutzt werden. Auch die aufwändigen Instandhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen wurden erläutert. Ein Spaziergang durch den weitläufigen, ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Park konnte dann noch anstellen, wer wollte. Da aber die EM in vollem Gange war und am Abend Deutschland spielte, wurde das Programm später mit Sport fortgesetzt.

Alles in allem war es eine sehr schöne Exkurison mit vielen neuen Eindrücken und neuem Wissen über unsere Vergangenheit. Wir bedanken uns bei unseren Gästeführern und laden Sie ein, es uns einmal nachzutun. Die Reise lohnt sich!

Der Verein für Heimatgeschichte Großfahner e.V.

P.S.: Unser Titelbild zeigt das Motiv der Eintrittskarte der Arche Nebra, ein wenig retuschiert.